Guten Morgen zuma,
danke dass du deine Geschichte hier teilen mochtest!
So wie du die Situation beschreibst, kannst du kaum mehr tun, als diese Tür zu deiner Tochter hin auch weiterhin angelehnt zu lassen.
Allenfalls könntest du - falls dies in deiner Reichweite liegt, dafür sorgen, dass deine Tochter - vielleicht auch über Ecken - erfährt, dass du ihr in keiner Weise grollst, ihr das jahrelange Schweigen nicht übel nimmst und deine Tür immer für sie offen bleiben wird.
Alles andere kannst du nur geschehen lassen und dies ist in meinen Augen schon schwer genug.
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Ich bin selber eine Tochter, die den Kontakt zu ihrem Vater seit über 20 Jahren radikal abgebrochen hat.
Je nach Maßstab und Betrachtungsweise hat es einen wirklichen echten Kontakt zwischen uns auch in den Jahren zuvor kaum jemals gegeben.
Dabei wäre wohl auch ich mehr als gerne ein Papakind gewesen, sehnte mich danach und suchte immer wieder seine Hand. Nur fand ich sie nicht, der Kontakt zwischen uns blieb eine Farce.
So auch zum Rest der Ursprungsfamilie.
Mein Lieblingsfilm in den 80er Jahren war über den Außerirdischen E.T..
Meine Lieblingsszene wo E T. seinen rotglühenden Zeigefinger zum Himmel reckt und flehend sagt, "E.T. nach Hause telefonieren..."
Ich aber wusste nicht einmal die Telefonnummer...
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Um bei deinem Türbild zu bleiben:
Mein Vater hatte nicht einmal eine zugemauerte Tür für mich.
Warum das so war und ist, kann ich mir bis heute nicht erklären. Die Frage werde ich wohl mit ins Grab nehmen oder lieber noch in den Wind streuen, vielleicht dass dieser eine Antwort findet
Dass solch eine Tür zu meinem Vater nicht vorhanden war, fällt mir bis heute schwer zu glauben und beinahe noch schwerer ist es, mir dafür nicht selbst die Schuld zu geben.
Als Kind tut man dies ganz selbstverständlich, später lassen sich diese Muster mit Glück & Geduld abtragen.
Ich sehe es mittlerweile als Überlebensnotwendigkeit, als Selbstschutz, diesen Kontakt zu meinem Vater und auch dem Rest der Ursprungsfamilie abgebrochen zu haben.
Ich wäre ansonsten den Rest meines Lebens gegen nicht vorhandene Türen gerannt und hätte mir den Kopf an diesen unbarmherzig dicken Mauern blutig gestoßen.
So habe ich jedenfalls die Chance, dass etwas heilen kann oder doch jedenfalls die Muster sich verändern lassen, auch wenn natürlich Narben zurück bleiben.
Mehr und mehr empfinde ich diese Narben auf eine vielleicht etwas groteske Weise als eine Art Auszeichnung - so im indianischen Sinne. Ich hätte mir solche Spuren nicht gewünscht und wünsche sie auch niemand anderem.
Aber ich empfinde einen Stolz darüber, noch immer hier zu sein...
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Deine Situation mit deiner Tochter sehe ich in einem anderen Licht:
Aller Trümmer zum Trotz, die hinter euch auf dem gemeinsamen Weg liegen, bist du ihr gegenüber doch offen geblieben. Bist ihr zugewandt.
So sehr sogar dass du auch ihr Schweigen nachvollziehen kannst, obwohl es dich so ungemein verletzt.
Was mehr kann Liebe denn tun...?
Ich wünsche dir und auch deiner Tochter, dass sie dir eines Tages die Chance gibt, den gemeinsamen Weg fortzusetzen!
Ich bin überzeugt, dass sie es nicht bereuen würde...
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Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.22 03:47.