Ich danke dir für deine ausführliche Antwort, soulvision!
Deine Gedanken und Erfahrungen beleuchten auf mir interessante Weise dies auch für mich wichtige Thema Loyalität.
Unter einem gewissen Blickwinkel ist dies vielleicht sogar eines der wichtigsten Kernthemen, um das sich dann die anderen Themen herum gesellen.
In meiner Herkunftsfamilie bestand da ein mehrfacher Loyalitätsanspruch.
Zum einen ging es um die Stellung meines Vaters im Dorf, um die "Vorzeigbarkeit" unseres ganzen Familiengefüges.
Zum anderen denke ich aus der jetzigen Sicht, dass beide Elternteile vorsichtig ausgedrückt nicht psychisch im Lot waren, dazu kam dann noch ein latentes Alkoholproblem.
Dieser zweite Teil erforderte ebenfalls ein Kaschieren möglicher Probleme und Unstimmigkeiten.
Dann - etwas kompliziert - glaube ich aus heutiger Sicht, dass es sogar noch einen dritten irgendwie kryptischen Teil gab, der Schweigen aus Loyalität unabdingbar machte. Irgendeine Art tot geschwiegenes Familiengeheimnis, dass ich allenfalls erahnen kann.
Es gab da auch wirklich ein Verbot, irgendetwas aus der Familie nach außen zu tragen.
Als ich dieses Verbot irgendwann mit sechzehn Jahren vielleicht nicht mehr akzeptiert habe, wurde ich in aller Konsequenz aus dieser Familie ausgeschlossen.
Wobei dann auch ich - schon bevor ich von diesem Ausschluss wusste - auf eigenen Wunsch diese Verbindung gelöst habe.
Später habe ich dann erfahren, dass meine Eltern mir darin einen Schritt voraus waren.
Das sprengt aber hier den Rahmen.
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Das war jetzt irgendwie nur die dunkle Kehrseite der Loyalität.
In ihrer hellen Version sollte Loyalität in jedem Fall freiwillig und nicht erzwungen sein.
Die sich ansonsten daraus ergebenden Schuldverstrickungen verlangen im schlimmsten Falle eine lebenslange therapeutische Aufarbeitung oder doch jedenfalls das beständige im Auge behalten dieser zahlreichen aufgespannten Schuldstricke.
Ich bemühe mich sehr aufmerksam keine solchen Fallstricke für mein Kind aufzuspannen.
Eben immer wieder zu betonen, dass Reden auch über Schwieriges, Familieninternes erlaubt und auch erwünscht ist.
Dass es nicht sein braucht, damit alleine zu bleiben.
Dass es Ansprechpartner gibt, zu denen ich Wege bahne.
In diesem Sinne.
Dafür mache ich dann wahrscheinlich andere Fehler, aber doch nicht dieselben wie meine Eltern.
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Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.11.22 16:34.