Da bin ich wieder.
Ich hatte nun vor einigen Tagen meine allererste Therapiesitzung. Es war anfangs komisch und ungewohnt, aber gar nicht schlimm :-)
Im Gegenteil, es hat etwas Positives in mir zurück gelassen und mich nochmal wieder motiviert ab jetzt primär auf mich zu schauen. Ich möchte in jedem Fall dran bleiben. Ob es bei diesem Therapeuten sein wird, ist noch nicht ganz raus. Denn zum Ende der Sitzung kam heraus, dass die Herren sich um einige Ecken kennen.Großartig! Er meinte zwar das sollte uns nicht im Wege stehen, aber er wollte diesbezüglich Klarheit schaffen, was ich auch gut finde. Nur war ich erstmal ziemlich geschockt. Nun hatte ich einige Tage zum Überlegen und bin nun heute zu dem Schluss gekommen, dass ich es gerne mit ihm versuchen würde und wenn ich eben merken sollte, dass mich das doch stört, kann ich noch immer woanders hin. Ich habe deutlich gemacht, dass das für mich nur geht, wenn es absolut nur um mich geht, ganz unabhängig wie wir in Beziehungen zueinander stehen. Das ist ein ganz anderer Punkt, der nicht in meine Therapie gehört.
Wir haben noch keinen neuen Termin vereinbart. Wir werden in Kürze noch einmal ein Telefonat führen und besprechen wie wir fortfahren werden. Für mich ist klar, dass dies nur unter meinen Bedingungen geschehen wird.
Dennoch war das schonmal sehr hilfreich für mich und ich denke, dass ich daran auch woanders weiter arbeiten kann. Aber nun schauen wir erstmal.
Was meinen Exfreund betrifft:
Vor einigen Tagen rief er mich an und sprach mehrmals sehr emotional auf meine Mailbox. Diese Trennung geschah im Affekt, er wollte doch einfach nur irgendwie diesen Krach zwischen uns beenden und notfalls eben auch mit Gewalt. Er sieht ein, dass es ein großer Fehler war, er wollte sich nie trennen. Er hat vieles erkannt und ist dankbar dafür. Er wünscht sich so sehr, dass wir einen Weg miteinander finden, als Paar.
Ich habe erstmal nicht reagiert, weil ich nun auch gerade in meiner ersten Sitzung lernte, was ich für "Knöpfe" habe und wie diese benutzt werden. Das ist schon sehr interessant, irgendwie verändert sich dadurch gerade sehr meine Perspektive auf das Ganze. Ich versuche nun den Fokus immer wieder auf mich zu lenken, ganz unabhängig, ob ich ihm damit vielleicht "etwas Gemeines" tue. Natürlich fällt mir das noch schwer und es wird noch einige Sitzungen dauern, bis ich dieses Verhalten, dieses Muster tatsächlich aus mir raus bekomme-trotzdem hilft mir allein diese Feststellung schon enorm. Ich denke, hätte ich diese nicht gehabt, hätte ich darauf reagiert wie immer. Ich hätte versucht die Wogen zu glätten.
Nun ist es so, dass ich ihm ganz klar und deutlich gesagt habe, dass diese Beziehung für mich als beendet gilt, ob er das nun wirklich wollte oder nicht spielt hierbei keine Rolle. Tatsache ist, es ist vorbei. Außerdem geht es mir gut damit. Ja, ich vermisse ihn und ich bin traurig, dass es so gekommen ist-aber dennoch geht es mir gut, zumindest schon besser, als in der Beziehung. Ich sagte auch, dass ich definitiv nicht mehr dahin zurück kommen werde.
Außerdem habe ich ihm gesagt, dass wenn er mir noch etwas zu sagen hätte, er mich um ein Gespräch bitten kann. Ansonsten will ich keinen Kontakt, keine SMS, keine Mails-ich weigere mich weiterhin auf diesem Weg zu kommunizieren. Notfalls auch mit Gewalt, d.h. neue Nummer, neue Mail-Addi bzw. die berühmte Blacklist.
Zuerst machte er weiter munter weiter und schickte mir diverse Einladungen, "einfach nur mal wieder zusammen sein". Er hat eben versucht meine berühmten Knöpfe zu drücken :-)
Ob er mich ernst nimmt, kann ich nicht sagen. Es ist mir aber auch egal. Er hat mir gestern überraschend meine Geburstagsgeschenke überreicht. Er zieht gerade um und meinte er wolle sie nicht mit in die neue Wohnung nehmen, es täte ihm leid und er möchte, dass sie bei mir sind-sie kämen von Herzen und sie können nichts für unsere Situation. Ich habe sie angenommen, ihm aber auch gesagt, dass dies an unserer Situation nichts ändert.
Er fährt nun für ein paar Tage weg, weil er noch alte Termine hat und er wird sich dann melden und hofft, dass wir noch einmal zu einem klärendem Gespräch zusammen finden.
Wir haben uns friedlich verabschiedet und ohne jegliches Beziehungsgeplänkel. Ihm kamen zwar vorher mal die Tränen und er meinte, dass ihm alles unheimlich leid tut, dennoch sind wir in kein Gespräch diesbezüglich gefallen. Er wollte mich auch in seine neue Wohnung einladen, ich habe abgelehnt.
Und ich muss sagen, das fällt mir im Moment auch gar nicht schwer. Ich habe bei jeder Entscheidung wirklich auf mich geschaut und mir bewusst die Frage gestellt "Wie geht es mir, wenn ich mitgehe? Wie geht es mir, wenn wir jetzt darüber reden?". Bei der Feststellung, dass es mir dann und danach wieder schlecht gehen würde, habe ich ganz klar für mich entschieden, dass ich das nicht möchte-auch wenn ich damit ein erneutes Zusammenkommen boykottiere oder gar unmöglich mache oder auch ihn damit verletze.
Das tut mir sehr gut. Langsam meine Entscheidungen für mich zu treffen, ohne es davon abhängig zu machen, was dann in Zukunft aus uns wird. Es ist nicht immer einfach und erfordert von mir schon Kraft und auch oft noch Durchhaltevermögen, aber es geht. Jeden Tag ein bißchen mehr. Ich spüre einfach, dass es mir dabei gut geht. Unser überraschendes Zusammentreffen hat mich gestern schon aufgewühlt und am liebsten wäre ich ihm nur um den Hals gefallen. Ich weiß auch, dass es "funktioniert" hätte, aber was bringt es für die Zukunft? Nichts. Und daran habe ich mich festgehalten. Als er dann weg war, hätte ihm sehr gern noch mal geschrieben, dass es schön war ihn zu sehen. Das war eben das Gefühl, was seine Anwesenheit wieder in mir ausgelöst hat.
Ich habe es aber nicht getan und heute bin ich schon wieder viel entspannter.
Ich weiß nicht was passieren wird. Ich weiß nicht, ob er sich wirklich jemals wieder melden wird oder ob es gestern ein Abschied war. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch Interesse an einem Gespräch haben werde, sollte er mich fragen. Ich weiß es nicht. Ich muss es auch nicht wissen. Was in der Zukunft passiert und was nicht, ist momentan Nebensache. Wichtig ist jetzt, dass ich zu mir finde und meinen Standpunkt und meine Grenzen finde und setze und dafür auch einstehe-mit aller Konsequenz, ganz unabhängig davon wie es mit uns weitergeht.
Das ist der Stand der Dinge.
Es ist ungewohnt und fremd, aber irgendwie tut es mir gut und darauf kommt es an. Vielleicht gewinne ich einfach auch Tag für Tag mehr Abstand zu dem Ganzen und ich spüre ja auch Tag für Tag, dass das alles gar nicht so schlimm ist und es auch ohne ihn geht. Seine Probleme sind seine Probleme und meine sind ebenso meine. Und so wie ich mich um meine kümmere und sie bewältigen muss, so muss er es auch für sich tun. Das ist so tatsächlich, wie dass draußen die Sonne scheint, hat der Therapeut zu mir gesagt, und wenn ich es noch so sehr anders will-die Sonne scheint unbeeindruckt weiter :-)
Dieser Vergleich ist eben so simpel wie wahr und ich halte ihn mir immer wieder vor Augen, das hilft mir ungemein.
Soviel von mir,
liebe Grüße
Martha