Diese Frage habe ich mir gerade heute früh auch wieder gestellt. Wer eigentlich kranker ist.
Ich glaube fast wirklich, dass ich es bin, wenn ich ganz ehrlich bin. Irgendwie ist alles aus den Fugen geraten. Alles was ich eigentlich bin, ist einfach weg. Ich bin eigentlich so lebenslustig und sogar noch Späßen aufgelegt, wenn ich im Krankenhaus liege. Meine Devise lautet eigentlich immer, wozu weinen, wenn es auch noch etwas gibt, worüber man doch lächeln kann. Das klingt alles sehr naiv. Und natürlich gab es Momente, in denen mir auch mal nicht zum lachen zumute war. Aber im großen und ganzen bin ich eigentlich immer sehr positiv eingestellt. Alles hat immer für irgendetwas auch was Gutes, auch wenn es mich vielleicht gerade piekst.
Irgendwie ist das alles weg. Ich beginne gerade zu realisieren, welche Macht er eigentlich über mich und mein Leben hat. Und ich frage mich wie das passieren konnte? Was hat er denn getan, dass ich mich hab so einlullen lassen? Hat er mich so gut behandelt? Hat er mich auf Händen getragen? Hat er mir die Sterne vom Himmel geholt? Hat er mich abgöttisch geliebt bzw. mir jemals das Gefühl gegeben?
Nein. Das tat er nir. All das hat mir immer gefehlt. Ich war oft so traurig darüber, es hat mir sehr gefehlt. Aber warum habe ich mich dann so einlullen lassen? Wie konnte er das schaffen? War es das Anfüttern mit der Hoffnung, dass es irgendwann so sein könnte? Wenn ich genauer darüber nachdenke, sage ich fast ja. Das war immer Zuckerbrot und Peitsche. Er hat mich abgestoßen und wieder geholt, wenn er merkte, ich würde mich damit abfinden. Dann hat er mir Hoffnung gegeben und gesagt "Alles wird gut mein Herz" und dann habe ich mich wieder in seine Arme fallen lassen. Immer und immer wieder. Und ich habe jedesmal gehofft, dass dieses Mal das letzte Mal gewesen ist. Ob ich wirklich noch daran geglaubt habe, kann ich gar nicht mehr sagen.
Ihr habt ja beide so Recht. Ich wurde tatsächlich die ganze Zeit nur ausgenutzt und ich werde noch immer benutzt. Und ich will das doch eigentlich gar nicht. Wer will das schon?
Er benutzt seine Krankheit, um das zu bekommen was er will. Darum will er auch nicht, dass jemand darüber spricht. Er selbst spricht es an (ganz selten, aber manchmal tut er es), aber niemand sonst darf es. Und er tut nichts dagegen.
Er macht es wie seine Mutter, ganz genauso.
Und ich will nicht enden wie sein Vater, ich will nicht enden wie er selbst. Ich möchte einfach mein Leben wieder haben. meine Unbeschwertheit. Ich möchte mich endlich wieder frei freuen dürfen, wann ich das möchte-ohne Rücksicht. Ich möchte wieder Erwartungen an mich und mein Leben stellen können, ohne dass sie mir jemand kaputt macht. Ich möchte einfach wieder frei aufatmen und leben. Und vor allem wünsche ich mir ein schönes Weihnachten, ein ganz tolles Silvester und den schönsten 31. Geburtstag im nächsten Jahr, den ich je hatte. Ich wünsche es mir ganz einfach. Und ich will es mir möglich machen. Und niemand soll mir von außen rein grätschen können und es mir verderben.
Ich will das schaffen. Und ich schaffe es auch. Ich weiß, dass es sehr schwer werden wird und auch sehr schmerzhaft. Um ehrlich zu sein, bin ich schon sehr krank geworden. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, jemals wieder ganz gesund zu werden.
Aber ich möchte es gern. ich möchte das nie vergessen, es soll mir als Warnung im Gedächtnis bleiben, dass so etwas nie wieder passieren kann. Aber ich möchte, dass es endlich aufhört weh zu tun. Ich glaube ich möchte diesen Mann nicht mehr lieben. Ich glaube ich möchte los kommen von ihm. Ich glaube, dass seine Gefühle für mich immer nur berechnender Natur waren und das wir unabhängig seiner Krankheit nie eine Chance hätten. Ich glaube für ihn ist das alles nur ein Spiel, für sein Ego, für seine Bedürfnisse. Er weiß, dass er krank ist und er hat es hingenommen, mich auch krank zu machen, indem er mich für seinen Nutzen in seine Welt zieht.
Wie konnte das nur passieren? Wann habe ich meine Grenzen vergessen? Wo war ich, als es passiert es? Es muss doch einen Punkt gegeben haben, an dem ich eingebrochen bin? Sowas hätte ich niemals mit mir machen lassen. Was ist da passiert?
Meinen Ex habe ich nach einem Jahr noch abserviert, weil er mir einfach permanent mit allem auf die Nerven ging und er mich einengen wollte wo es nur geht. Da habe ich nicht lange gefackelt. Gefühle hin oder her, aber auf so ein Leben habe ich keine Lust, das engt mich ein, das macht mich unglücklich und ich möchte einfach mein Leben unbeschwert genießen. Punkt aus. Da gab es keine Diskussion. Ich habe zweimal kalr und deutlich gesagt, bis hierhin und nicht weiter. Er hat mich nicht ernst genommen und ich habe dann die Konsequenzen gezogen. Ganz einfach.
Warum habe ich das bei meinem Freund nie geschafft? Warum habe ich meine eigenen Grenzen nicht mehr gesehen?
Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Irgendwie bin ich weg. Und ich erwarte diesen Termin sehnlichst. Ich weiß, dass ich das allein nicht schaffen kann. Da ist soviel in mir drinnen was raus muss und was geordnet werden muss. Jeder Gedanke braucht seinen Platz. Ich brauch Hilfe dabei. Ich habe auch Angst davor. Ich war ja wiegesagt noch nie bei einem Therapeuten. Es ist das allererste Mal in meinem Leben. Und mir ist mulmig. Aber irgendwie habe ich einfach das Gefühl, dass es mir helfen wird, auch wenn es Anfangs schwer wird.
Ohje, nun habe ich schon wieder all meine Gedanken ausgespuckt und bin an allem vorbei geschlittert, was ich eigentlich sagen wollte.
Bisher hat er nicht auf meine E-Mail geantwortet. Und langsam denke ich auch, dass es besser ist, wenn es dabei bleibt. Na klar wünsche ich mir das alles anders. Aber ich erwarte es nicht. Ich denke für mich ist es wirklich besser, wenn er einfach da bleibt wo der Pfeffer wächst. Er will keine Hilfe? Gut, das ist sein Recht und seine Entscheidung. Ich will ihn so wie er ist, unbehandelt, auch nicht. Das ist auch mein Recht und meine Entscheidung. Dann sind wir uns ja beide einig. Und dann müssen wir auch nicht mehr über uns und all das reden. Dann ist es klar und jeder ist nun frei von dem anderen Balast.
Und wenn er doch noch reagiert, werde ich auch erst dann in Panik ausbrechen, jawohl. Und dann werde ich mich wieder beruhigen und sammeln und das tun, was sich tun sollte. Nichts. Ganz genau. So wie die letzten Tage schon. Ich habe das gut angefangen und gut ausgehalten-bis gestern eben. Aber Einbrüche darf man haben. Wichtig ist, dass ich jetzt weiter gehe.
Ihr habt Recht!
Ich will sovieles so nicht mehr und ich werde das auch jetzt nicht mehr zulassen! Ich werde das nicht in meinem Leben dulden, mit aller Konsequenz. Und wenn es dann eben so sein, dass wir getrennte Wege, dann ist es so. Aber ich bekomme mein Leben und meine Freude zurück. Ich hänge sehr daran und ich will es nicht aufgeben.
So und nun weiß ich, dass ich heute nicht wieder einknicken werde.
Heute halte ich es aus, nichts zu machen. Ich werde jeden einzelnen Tag so beginnen. Heute halte ich es aus. Mich interessiert nicht morgen oder nächste Woche. Heute. Wichtig ist heute. Kleine Schritte. Ich muss mich entwöhnen. Mehr ist es ja eigentlich nicht. Und mit jedem Tag Entzug werde ich wieder einen Tag unabhängiger.
Puh.
Entschuldigt, dass ich so übersprudel. irgendwie kommt das alles so von selbst.