Hallo Martha,
ich wünschte, ich könnte sagen, ich würde deinen Freund nicht verstehen, und könnte sagen, er ist der schlimmste Mensch der Welt, kann ich aber leider nicht.
Du selbst siehst ja auch - er ist zerrissen, zwiegespalten, kauft einerseits Geschenke und Rosen, und beschimpft dich andererseits aufs Schlimmste, sagt Termine zu und kann sie aber nicht einhalten, gibt sich Mühe, aber hat keinerlei Erfolg, weil sein Krankheitszustand keine normalen Gefühle mehr zulässt.
Du siehst da eben die schlimmsten Auswirkungen, die die Krankheit für die Angehörigen haben kann.
Einerseits ist das eben der Mann, der liebevoll und fürsorglich sein kann, andererseits gilt nichts davon mehr, wenn eine Phase so erbarmungslos zuschlägt. Und im schlimmsten Falle kippen Wille und Wirklichkeit innerhalb von Minuten hin und her und das über Stunden und Tage oder gar Wochen.
Was du jetzt tust - dir selbst Hilfe suchen, bei einem Therapeuten, ist das Allerbeste, was du im Moment in deiner Situation auch nur irgendwie tun kannst.
Ein Psychotherapeut kann dir helfen, dich selbst abzugrenzen, die Situation für dich erträglich zu machen, deine Gefühle für ihn zu ordnen und zu einem für dich wieder lebenswerterem Leben zu kommen.
Auch du hast dir ja nicht unbedingt ausgesucht, dass du in solch eine Situation kommst, die Situation hat etwas sehr Tragisches, da ist es absolut normal, dass man da Hilfe braucht und überfordert ist.
Das du nun zu einem Therapeuten gehst, ist ein Zeichen, dass du wieder die Verantwortung für dein Leben übernehmen willst, und nicht länger in einer verfahrenen und schwer verunsichernden und bedrohlichen Situation versuchst, über deine Kräfte hinaus alles alleine durchzustehen. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für den Therapietermin.
Liebe Grüße und viel Kraft,
M.