Hallo Martha,
er ist doch Arzt. Wenn er sagt, 'ganz schön manisch', dann ist ihm intellektuell wohl irgendwie schon bewusst, was mit ihm los ist, aber er will es eben weiterhin nicht wahrhaben. Denn nun ist ja alles wieder gut.
Ich habe mit 20 'manic depression' von Hendrix gehört. Depressiv, manisch-depressiv, mit den Worten habe ich herumgespielt....dass ich eine Krankheit haben könnte, die genau das ist, und daß ich einmal Psychopharmaka nehmen würde oder einen Psychiater aufsuchen, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Mit 20 fing meine erste Manie an.
Mit 39 war ich das erste Mal offen zu einem Psychiater und habe alles mögliche offen erzählt, nach einer quälenden Depression.
WEIL - mir jemand, der mir sehr nahesteht quasi auf den Kopf zugesagt hat: Bei dir sind alle Symptome vorhanden, gehe zu einem Psychiater, bitte. Der kann dir jetzt helfen. Sonst niemand. Sonst kommt das immer wieder.
Du siehst, wie lange das gebraucht hat. Weil keiner was gemacht hat.
Ich habe ja gearbeitet. War ja integriert, es gab ja keinen Grund was zu machen.
Weder für mich, noch für andere.
Ich selbst konnte mir mich ja gar nicht anders vorstellen.
Aber mich hat es auch 20 Jahre gekostet.
In der langen, langen Zeit hat es nur 3 Menschen gegeben, die mir wirklich aus vollem Herzen mir einfach helfen wollten, mein Leid sahen und mir direkt auf den Kopf zusagten, daß nur psychiatrische Hilfe mir noch helfen kann.
Es brauchte dazu dann auch noch den richtigen Zeitpunkt, das Ende einer Depression, damit ich diesen Schritt ging.
Auch heute in aktiver Phase leugne ich dieselbe immer noch zuerst oft, vor mir selbst und anderen.
Mit mehr als 20 Jahren Krankheitserfahrung (oder wegen?). Die Einsicht verschwindet schnell in einer aktiven Phase. Und die kommt immer wieder. Gehts einem gut, ist man nicht krank, weil es einem ja gut geht. Geht's einem schlecht, kann einem eh' keiner helfen, es war schlimm und wird immer schlimm bleiben.
Egal wie, setz ihn meinetwegen gerade jetzt unter Druck, wenn sein Leidensdruck und die Zugänglichkeit höher ist, sag ihm meinetwegen, daß du das nur aus Liebe tust, was sicher auch der Wahrheit entspricht. Wie auch immer, aber sag' ihm, daß es keine andere Hilfe geben wird, als psychiatrische Behandlung.
Und dass du es nicht erträgst sowas noch einmal mitanzusehen.
Das ist sicher die grösste Form von Verständnis und Liebe. Das Risiko, denjenigen zu verlieren, den man liebt einzugehen, damit es ihm besser geht.
LG,
M.