Nun ja, ich denke nicht, dass es seinem Wissen liegt-ich denke es liegt daran, dass er es nicht wahr haben will. Er sieht ja nicht einmal ein, dass er da "unnormal" ist. Er sieht die Schuld noch immer bei allen anderen, alle anderen treiben ihn in den Wahnsinn. Er will es einfach nicht bei sich sehen.
Wobei ich sagen muss, nach unseren Gesprächen heute und gestern, habe ich den Eindruck, dass sich langsam etwas lichtet. Er hat zum ersten Mal erkannt und auch ausgesprochen, dass nur er Dinge ändern kann, niemand sonst. Heute hat er sogar Frieden mit den Eltern geschlossen... Ich habe das Gefühl, dass etwas in Bewegung kommt.
Seit unserer "Trennung" die ja durch seine Tiefphase ausgelöst wurde, war diese wieder die erste richtig tiefe und heftige, die ich auch von Anfang bis Ende miterlebt habe. Und ich bin noch immer da-vielleichht öffnet ihm das langsam die Augen, dass er wirklich was tun muss.
Was seine Arbeit angeht-er ist nie im Klinikum, wenn es richtig schlimm ist. Dann fällt er in eine richtige Starre, in der gar nichts mehr geht. Er versteckt sich dann zuhause.
Wenn es noch nicht ganz so schlimm ist, kann er das nach außen gut überspielen...
Und was das Kollegium angeht, ist das auch riesen Problem-da wird gemobbt was das Zeug hält, jeder gegen jeden-das sind katastrophale Zustände dort. Diese Zustände dort kurbeln es immer noch mehr an, gerade weil er sich dort so zusammen reißt und dann nimmt er alles mit nachhause und ist damit dann allein-vermeintlich.
Es sind sehr viele Komponenten die das alles mehr oder weniger mit beeinflussen. Nur kann ich keinen Frieden zu seinen Eltern herstellen, die Arbeitsstätte nicht aufräumen und ihm auch seine anderen Sorgen, wie Finanzen und all das nehmen. Ich kann in diesen Dingen nur für ihn da sein und ihn unterstützen und ihn immer dazu anhalten, auf seinem Weg zu bleiben und bei sich anzufangen.
Und was diese Aufstellung angeht, habe ich da auch meine Bedenken, ganz ehrlich. Ich denke auch, dass es nicht das richtige ist und vielleicht sogar heftigeres auslösen kann-wer weiß, was da zutage kommt.
Nur ist er ein erwachsener Mann, der grundsätzlich mit beiden im Leben steht und auch weiß was er will-ich kann ihm nichts verbieten und ihm nichts anderes aufzwingen. Ich kann nur immer wieder versuchen mit ihm zu reden und es vielleicht vorsichtig lenken und für ihn da sein und hinter ihm stehen, solange ich es kann.
Letztlich steht es ja in seiner Verantwortung, es endlich zu akzeptieren und dann auch die Hilfe anzunehmen, die er wirklich braucht.
Und ich muss eben den Weg für mich finden, damit umzugehen. Darum will ich mich bewusst damit auseinander setzen, mich wirklich damit beschäftigen, um zu verstehen, was in ihm passiert. Das lässt mich in vielen Dingen sicher auch anders mit ihm und der Situation umgehen, wenn ich einfach bewusster damit umgehen kann. Und wer es nicht wahrhaben will, ich schon, dann weiß wenigstens einer ein wenig Bescheid und verleugndet es nicht. Ich denke es ist eine Frage der Zeit bis er es auch annimmt.