Lichtblick schrieb:
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> Hallo zuma,
>
> es ist mir schon unbegreiflich, wie Du denkst.
> Aber ich muss ja nicht alles
> verstehen und übernehmen schon gar nicht.
Ich hab eben ein recht bewegtes Leben hinter mir und
viele sehr krasse Erfahrungen gemacht im Leben, da waren
Manie und Depression nicht mal das härteste. Trotz allem
bin ich nie komplett "abgestürzt", immer wieder aufgestanden
und musste/konnte/durfte in sehr viele Lebenswelten eintauchen
bzw. blicken. Ich hab bei Menschen mit eigenem Flugzeug und
goldenen Wasserhähnen gelebt und bei Junkies im "Dreck".
Und in der "Mitte". Dabei hab ich sehr lange in der Programmierung
gearbeitet, und obwohl viele denken, das ist was rein technisches,
muss man dort vor allem wissen, wie "der Mensch" so tickt und denkt.
Ich glaub, das hab ich im allgemeinen recht gut begriffen, zumindest
war ich recht erfolgreich im Job, was das angeht und auch so wurde
mir schon von vielen Menschen gesagt, ich hätte "was begriffen".
Das alles hat wohl dazu geführt, das ich eine "einzigartige" Sicht auf
die Welt entwickelt habe. Nur wenige Menschen verstehen mich
bzw meine Sicht auf die Welt, aber das ist auch nicht wichtig für mich.
Jeder hat ja seine und ich glaube, keine ist allgemein gültig richtig, auch
meine nicht, deine oder sonst wessen.
> Aber ich bleibe bei meiner Einstellung: Wer Phasen
> verhindern will,
> versucht das am besten mit Medikamenten. Wenn das
> gelingt, ist viel
> gewonnen.
Deine Einstellung ist da ja ok und richtig - für dich. Mich stört
eben, das du die immer anderen überstülpen willst. Man kann
sie anbieten, aber erzwingen ? Nee, ich glaub, das funktioniert nie.
Und das tust du aber immer wieder, du "erlaubst" nur den einen
Weg, alles andere ist in deiner Sicht falsch.
> Das Leben mag ein Prozess sein, aber dieser Satz
> kommt ganz sicher
> von Leuten, die gar nicht wissen, was bipolar ist.
> Also übernehme ich
> das nicht für mich.
Nun, diese Einsicht kommt von sehr weisen Menschen, viele
sind in der Religion zu finden. Das Leben IST ein Prozess.
Und meiner Meinung nach fangen die richtigen Probleme da an,
wo man sich diesem Prozess verweigert. Sei es aus freiem Willen,
einer Krankheit heraus oder sonst wie.
Dinge zu nehmen, wie sie kommen und dann damit umzugehen,
das ist die wirklich schwerste Aufgabe, die man im Leben lernen
kann (oder eben auch nicht).
Ob die einzige Antwort da dann Medikamente lautet, das bezweifle ich.
Sogar sehr, mir erscheint es einfach unlogisch. Was aber nicht heisst, das
es nicht AUCH eine Antwort ist.
> Weil: Wer bestimmt denn den Prozess? Die
> Krankheit.
> Das hatte ich schon.
Tja, das dachte ich auch mal. Heute bestimme ich den Prozess
die meiste Zeit, nicht die Krankheit. Die redet ab und zu mal mit,
manchmal sogar recht laut, aber ich lasse sie nicht mehr alleine
bestimmen. Ganz verstummen lassen kann ich sie auch nicht,
aber der "bockige" Teil in mir lässt ihr nicht das ganze Feld, sondern
nur den Raum, den ich nicht verhindern kann.
> Aber Du hast schon eindrücklich geschrieben, wie
> das ohne Medikamente
> aussehen kann. Wer das so haben will, nimmt das.
Ich hab ja gesagt, man zahlt auch einen Preis. Meiner war
recht hoch, aber nicht in allen Bereichen. Klar, manches
tut heute noch weh, fehlt heute noch, aber einiges war
es auch wert. Diese Beurteilung hat aber lange gebraucht,
das gebe ich gern zu. Aber erst der Blick über die Schulter
sieht klarer, sagt man ja so schön.
> wurde. ich finde das schrecklich, da geht zu viel
> bei kaputt.
Und wobei geht nichts kaputt ? Ich kann z.B. bewusst keinen Alkohol
trinken, damit ich nicht dran sterbe, aber vor der Tür dann von
einem besoffenen überfahren werden. Dann hat mich auch der
Alkohol getötet ? Das ist eben das Leben.
So ist es mit alle. Man kann sich wappnen, aufpassen, aber wirklich
was verhindern ? Nee, wenn das Schicksal sagt: Aufs Maul, dann gibts
aufs Maul. Aber es sagt auch: Hier, Stück vom Kuchen für dich.
Und dann sollte man ne Gabel da haben ;)
> Die Wirklichkeit der Krankheit wird nicht von uns
> erfunden.
> Das macht die schon selbst.
Du stellst immer die Krankheit nach vorn. Ich nicht (mehr).
Heisst aber nicht, das ich sie ignoriere oder vergesse.
Die Wirklichkeit machen wir immer selbst. Wir selbst haben
alles in der Hand. Aber den wenigstens gelingt es, dies auch
tatsächlich zu tun. Ob Krankheit oder nicht. Natürlich macht
die Krankheit es schwerer, manchmal unmöglich. Aber nur
begrenzte Zeit. Den Rest der Zeit haben wir alle immer alles
selbst in der Hand. Oft genug trauen wir uns aber nicht, lassen
andere die Hand führen. Hab ich selbst ja auch lange.
Heute nicht mehr. Das war schwer, dahin zu kommen. Aber
für mich hat es sich gelohnt. Sogar sehr.
lg
zuma
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Wenn dich der Mut verlässt, gehste halt alleine weiter.
Und wenn du deinem Gefühl folgst, nimm deinen Verstand mit.
Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst.
Wissen nutzt nur wenn man es anwendet.
Vielleicht wird alles vielleichter