Hallo Foris,
danke für Eure weitere Unterstützung und für Euer Mitgefühl.
Inzwischen habe ich den zweiten Drehschwindelanfall mit offenen Augen hinter mich gebracht.
Ich bin hart im Nehmen, doch was ich derzeit für meine Genesung/mein Wohlergehen tun muß,
empfinde ich als Zumutung.
Mein größtes Problem ist, dass ich kaum essen kann.
Mein Gehirn hat gespeichert: Bei offenen Augen = Drehschwindel = Mageninhalt wieder nach draußen befördern.
Den ersten beiden Punkten kann ich mit entsprechendem Verhalten entgegentreten.
Das Letztere will mir kaum gelingen bzw. ich schaffe es, die Übelkeit zu ertragen und das Erbrechen zu verhindern.
Mein Gehirn muß lernen, die v.g. krankheitsbedingte Speicherung zu korrigieren/überschreiben.
Roggenvollkornbrot ohne Belag, in kleinen Stücken gegessen klappt.
Ansonsten ist mir alles zu süß: von der Zahnpasta bis zu meiner Lieblingsmarmelade 'saure Kirschen'.
Salzig geht auch nicht. Trockenen Reis mit Wildreis habe ich probiert. Reis klappt. Der Rest nicht.
Hier vermute ich, dass das Fett, in dem ich gebraten habe, ein Problem ist.
Eine Tasse Gemüsebrühe mit eingeschlagenem Ei geht auch.
Einen Apfel behalte ich auch bei mir.
Wie soll ich damit zu der Kraft kommen, die ich zum Durchstehen des Drehschwindel brauche?
Spazierengehen in der Natur alleine reicht nicht.
Stimmt der Satz überhaupt: "Du mußt etwas essen, um wieder zu Kräften zu kommen?
Ich weiß es nicht - mir jedenfalls ist er nicht hilfreich.
Ich weine derzeit viel. Zu meinen aus Erleichterung, in dieser schwierigen Lage am richigen Ort zu sein und zum anderen,
weil ich ganz einfach darüber traurig bin, weshalb es mich soviel Kraft kostet, gut für mich zu sorgen.
Meine liebe Freundin fragte heute morgen aus ihrem ersten Urlaub seit vielen Jahren, ob es mir besser geht.
Was soll ich ihr denn sagen? Ich will nicht, dass sie sich in diesen Erholungstagen Sorgen um mich macht.
Sie hat alles so gut vorbereitet, dass ich während ihrer Abwesenheit alleine zurecht komme.
Das ist mehr als genug.
Meine Nachbar im Haus - alle berufstätig - tun so viel für mich wie sie können.
Mich erschöpft auch, dass ich über meinen derzeitigen Zustand so viel erklären muß.
Wer diese Scheiss-Krankheit noch nicht hatte, versteht meine Schwierigkeiten jedoch nicht.
"Hallo, ich bin's - hinter Dir!"
Ich kann meinen Kopf nicht so einfach drehen, um nach hinter zu schauen.
Mich am Rollator festhaltend, drehe ich mich ganz langsam mit dem ganzen Körper.
Dann will man mir die Tageszeitung schenken. Ich kann sie aber nicht lesen (will es auch nicht).
Beim Kreiseln im Gehirn drehen sich die Buchstaben weg.
* * *
Meine Freundin - der Engel auf Erden - hat mir vor ihrer Abreise natürlich zurecht gesagt:
"Wenn der Genesungsweg so beschwerlich ist und viele Monate dauert,
dann kann man Dich doch nicht so lange, bis das durchgestanden ist,
im Krankenhaus behalten."
Nein, natürlich nicht. Das verstehe ich ja auch.
Ich habe meiner Freundin versprochen, beim nächsten Mal, wenn die aussergewöhnlichen Krankheiten verteilt werden,
nicht mehr "Hier!" zu rufen.
Ihr sei, das, was sie bei mir jetzt miterlebt in all' ihren Berufsjahren nicht ein einzigen Mal vorgekommen.
* * *
"So eine Scheisse!", habe ich zu den Rettungssanitätern gesagt, als sie mich zum zweiten Mal abholten.
Meine Freundin: "Sag' so etwas nicht. Dann geht der Charakter in den Eimer."
"Mein Charakter interessiert mich grade nicht." habe ich ihr geantwortet.
Das ist der Resthurmor, den ich mir erhalten konnte.
Danke für's Lesen.
Viele Grüße
Deborah
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *