Liebe Deborah, mir war nicht bewusst, dass ich verallgemeinert hätte.
Das mit der Ironie ist vielleicht eine Spezialität bei mir: in der Psychose fahre ich mehrspuriges Denken und jedes gesagte Wort bekommt Doppeldeutigkeit, dann Mehrfachdeutigkeit und dann kann es alles heissen.
Ich verstehe hinter jedem gesagten Wort unendlich viele nonverbale Botschaften und gehe natürlich davon aus, dass meine Gegenübers das in meinen Worten auch tun. Am Ende ist natürlich keinerlei sinnvolle Kommunikation mehr möglich, weil ich mich völlig verzettele und meine Gegenübers ungeduldig und böse werden. Als Beispiel: Jemand sagt mir "einen wunderschönen guten Tag".
Ich verstehe an einem Ende der Skala: Oh, der hat's kapiert, ich bin die Sonnenkönigin, er wünscht mir einen wunderschönen guten Tag, er liegt mir zu Füßen, er liegt auf meiner Wellenlänge, hat er nicht noch eine leichte Verneigung angedeutet, nur Recht so, das steht mir zu, ich werde ihm auch einen wunderschönen guten Tag wünschen und ihm zuzwinkern, damit er weiss, dass wir uns auf der gleichen Ebene bewegen.... rhabarbersülz...
Am anderen Ende der Skala: Aha, so hinterfotzig kann man also sein. Kein Wort von dem verstehen wollen, was ich an Weisheit von mir preisgebe, sich hinter meinem Rücken noch drüber lustig machen, anderen blöde Blicke zuwerfen und mir dann vornerum einen wunderschönen guten Tag wünschen, wenn das mal nicht sarkastisch gemeint war, ich könnte ihn ja fragen, aber er wäre ja schön blöd, wenn er es zugeben würde...
Und zwischen den beiden Enden die gesamte Bandbreite dessen, was "einen wunderschönen guten Tag" noch bedeuten oder nicht bedeuten kann und alles gleichzeitig und gleichwertig.
Das Carbamazepin hat das dann auch sehr schön und gut eingeebnet bis eben zu dem Zeitpunkt, wo ich keinerlei nonverbale Botschaften mehr wahrnehmen konnte. Da war es also übers Ziel hinausgeschossen und bei mir hätte nur noch gefehlt, dass mir Speichel aus dem Mundwinkel rinnt.
Es war ja nicht nur das. Ich war auch zu intensiven Gefühlen nicht mehr in der Lage. Mitgefühl? Nagativ. Freude? Negativ. Ich wusste, wann und wo welches Gefühl angebracht war und konnte es auch wie auswendig gelernt irgendwie darbieten und runterleiern, aber es war nicht da. So ein Unterschied wie zwischen Zucker und Süßstoff. Ich lief rum wie eine Schaufensterpuppe und ich selber war hinter Milchglas.
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.