Liebe Friday,
ich bin nicht aufgrund Deiner Frage angepißt, sondern im Moment überempfindlich, weil ich mein Leben derzeit als sehr viel schwerer empfinde, als normalerweise.
Nach 11 Jahren habe ich die Dosis der Phasenprophylaxe reduziert, um Spätfolgen entgegenzuwirken.
Nach der Zerstörung meiner Schilddrüse durch die Einnahme von Lithium bin ich "ein gebranntes Kind".
Die Reduzierung um - aus Sicht meines Arztes unbedenkliche - 100 mg ist ein Kompromiß zwischen meinem Doc und mir,
der das Medikament ganz absetzen möchte. Und nun kommt auch noch mein Hausarzt, der sich mit der Bipolaren Störung
auskennt, mit meinem Psychiater zusammenarbeitet und erzählt mir, dass ich die Phasenprophylaxe vielleicht gar nicht mehr brauche, weil ich eh' nur eine sehr geringe Dosis einnehme.
Mich nervt und verunsichert das Katastrophendenken meines Psychiaters und die Lockerheit, mit der der Hausarzt mal so eben erwähnt, dass ich das Medikament doch evtl. weglassen könnte.
Beides kann ich nicht gebrauchen, denn es fällt auf die in mir schlummernden, alten Ängste vor Medikamenten.
Ich bin heilfroh, dass es mir nach dem im Eingangsbeitrag geschilderten langen, mühsamen Weg gelungen ist, mich ohne Wenn
und Aber für Medikamente zu entscheiden. Mir geht es damit gut. Ich habe keine spürbaren Nebenwirkungen.
Keiner der beiden Herren Doktores hat meinen Leidensweg hinter sich: 4 Jahre in der Psychiatrie, auf engstem Raum mit Men-
schen mit den unterschiedlichsten psychischen und geistigen Erkrankungen, ohne ein Minimum an Privatsphäre, am Ende voll-
kommen hospitalisiert, obdachlos und 7 Jahre ohne Krankenversicherung bei einer chronischen Erkrankung.
Das es mir gelungen ist, da wieder rauszukommen, mir eine neue Existenz aufzubauen und heute ein gutes Leben zu haben,
ist mehr als Glück. Das ist ein riesengroßes Geschenk, für das ich auf ewig dankbar bin.
Ohne die Einnahme von Medikamenten hätte ich nicht die Spur einer Chance gehabt.
Es geht um mein Leben und meine Gesundheit und ich alleine bin dafür verantwortlich.
... und deshalb bleibe ich dabei, meine Phasenprophylaxe wie gehabt weiter einzunehmen.
Mit der Eröffnung meines Baums habe ich mir in meinem Eingangsbeitrag noch einmal vor Augen führen müssen,
was für mich auf dem Spiel steht.
Vielleicht sollte ich das den beiden Herren bei nächster Gelegenheit mal in aller Deutlichkeit genau so sagen!
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.14 04:59.