OK,
ich bin da offensichtlich auf etwas angesprungen, vom intuitiven Gefühl, ein mulmiges im Magen, spontan.
Früher habe ich sowas grundsätzlich nicht ernstgenommen und ignoriert und mich am Verstand festgeklammert, weil die Gefühle so ein unbeständiges, unzuverlässiges Lager waren.
Inzwischen gebe ich dem wieder öfter nach - weil es eben wieder etwas mehr in Frage kommt, als unbehandelten Zeiten, und wieder mehr ein auch nützliches Wahrnehmungswerkzeug ist, als eher ein trügerisches, unzuverlässiges Etwas...durch die ständigen Gefühlsverschiebungen...
Danke für deine Rückmeldung.
Und zu deinen Fragen.
Du bist absolut nicht fehl am Platz.
Dein Interesse ist grundsätzlich sogar als Elternteil wahrscheinlich viel längerfristig angelegt. Ich habe ja nun auch eine Mutter. (Oh, Wunder!)
Und wie es der Teufel will, die hat mich vorhin, nach dem Schreiben des letzten Beitrages angerufen, sich kurz erkundigt, wie es mir geht, sich ganz kurz erklären lassen, warum für mich und meinen Bruder Weihnachten eben ein gefährliches Reizdatum ist, das wir dieses Jahr mal ganz bewusst nicht stattfinden lassen wollen, als Familienaktivität, mit dem starken Potential für hohe Emotionalität aus allen Kanonen.
Sie hat es verstanden.
Pragmatisch ein zwangloseres Treffen an einem Adventswochenende vorgeschlagen.
Ich habe gesagt, ich werde das mit meinem Bruder besprechen, und dann schnacken wir noch mal.
Wir hatten bald ein halbes Jahr Null Kontakt. Keine Vorwürfe, gute Stimmung, ehrliches Interesse, aber wenig Besorgnis, kurzer Abriss, was sie mit ihrem Lebensgefährten so inzwischen getrieben hat, ein Auf-Wiedersehen und bis bald, ohne Verpflichtung oder zeitliche Eingrenzung, aber ehrlich gemeint.
Vor ein oder zwei Jahren ein relativ unvorstellbares Szenario, das mich nun absolut Null belastet und mehr von echtem Interesse und Information getragen ist.
Für mich wirklich erstaunlich, für eine Frau, die, ich sage mal so etwa - 40 Jahre so ziemlich jede Art von Co-Abhängigkeit personifiziert hat. Der Abstand wirkt immer wieder Wunder. Und die Bereitschaft, auch nach Phasen von Hilfe wieder loslassen zu können.
Wenn auch mit freundlich-bestimmtem Wegstoßen unsererseits und netter, wertfreier Ignoranz ein- oder zweimaliger AB-Besprechung...
Ich kann es manchmal selbst kaum glauben....und dann gibt's auch da immer mal wieder einen "Rückfall".
Aber, so langfristig, verändert sich doch immer noch was, was man früher nicht für möglich gehalten hat, steter Tropfen und so.
Ich verrate dir ein Geheimnis über Eltern und Betroffene in der Selbsthilfe...
Bipolar Betroffene sind nicht unbedingt oder besondere Gruppentiere im Sinne von Selbsthilfegruppen. Es gibt sie, sie sind als Angebot auch wirklich wichtig, aber sie sind nicht für jeden. Ich glaube, das darf man so sagen.
Dies hier ist ja auch etwas gundsätzlich Anderes, als eine SHG. Also von der Art, wie es funktioniert, und wie es wirkt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass z.B. die hiesige SHG der Bipolaren ausdrücklich KEINE Angehörigen zu ihren Sitzungen zulässt und keine fachliche Begleitung bzw. Moderation wünscht. Das soll auch absolut keine Seltenheit sein.
Und die hiesige Angehörigen-SHG ist eine für generell Angehörige psychisch Kranker. Lt. Aussagen meiner Ex war sie einfach hilfreich zum "mal sich alles von der Seele reden", aber die Gruppe bestand fast ausschliesslich aus ....
Eltern schizophrener Kinder. Viele davon sehr abhängig, oft in Betreuung der Eltern, auch im Erwachsenenalter.
Meine Ex fühlte sich komplett verloren, aber profitierte unglaublich von der Moderation - tataaaa, durch meinen Sozialarbeiter des SPD. Ein Experte quasi jeder Seite, Betroffene, Angehörige und neutrale spezifische Sozialarbeit.
Als sie das Handtuch dann nach einer Weile doch werfen wollte, kam eine weitere verzweifelte Lebensgefährtin in die SHG. Um diese nicht im Stich zu lassen, blieb sie noch.
Ja, mag sein, dass Eltern ganz andere, vielleicht auch naturgegeben schwerere Probleme haben, nicht co-abhängig zu werden. Oft muss man sich als Betroffener nach Krisen und Inanspruchnahme von Hilfe noch einmal erneut abnabeln und für Abstand sorgen.
Grundsätzlich ganz andere Probleme, als Lebensgefährten. Aber - wenn z.B. Lebensgefährtin (trotz Schwiegermutterproblematik z.B.) mit Eltern zusammen im Sinne des Betroffenen helfen...da kann auch was Gutes Neues entstehen. Also in einer Krise...
Eins bist du auf jeden Fall nicht - falsch hier. Sei versichert, du bist mit Sicherheit nicht die einzige Mutter, die hier mitliest. Vielleicht schreiben andere nicht so viel hier. Oft gibt es einen Interessenkonflikt. Meine Mutter und meine Ex-Lebensgefährtin z.B. haben mir beide ausdrücklich dieses Forum als Schreiber überlassen. Weil ich anscheinend am Meisten davon profitiere, hier weitgehend anonym und schamfrei schreiben zu können.
Bitte lass' dich nicht ins Bockshorn jagen.
So wie es ist, ist es gut. Du bist mitunter eine der Mütter wohl, die am Erstaunlichsten schnell von elterlicher Co-Abhängigkeit bereits gedanklich abrückt. Was ich als äußerst positiv, im Interesse deines Sohnes, empfinde...
LG,
M.