ich habe schon sehr früh sehr starke NL bekommen, auch über viele Jahre.
ich habe rd. 13 Jahre lang kaum Medikamente genommen, jedenfalls keine PP.
Lithium habe ich jetzt seit gut 12 Jahren.
Medikamente haben nicht dazu geführt, dass ich arbeitsfähig geblieben oder wieder geworden bin, im Gegenteil, sie haben massiv in die kognitiven Fähigkeiten eingegriffen. Sie schränken vieles im Leben ein, aber sie bieten eben auch in vielerlei Hinsicht Sicherheit und Schutz. Sie schützen nicht nur gegen die Manien sondern auch gegen die täglichen Unruhen und Gereiztheiten, Empfindsamkeiten, gegen Gedankenkreisen usw., was mich sehr oft begleitet.
Ich habe keine Angst vor Manien, weil ich diese selber in den Griff bekommen kann.
Viel schwieriger in den Griff zu kriegen sind die Depressionen. Mein Arzt sagte vor einiger Zeit, er ist ganz froh, dass ich von den ganzen AD runter bin. Sie helfen einfach nicht und haben zu viele Nw.
Medikamente werden wohl immer Fluch und Segen zugleich sein.
Der Versuch, diese so gering wie möglich zu halten und den Rest durch Erfahrung, soziales Umfeld, rechtzeitiges Reagieren, Lebenswandel etc. zu bewerkstelligen ist manchmal eine Gratwanderung.
Ich will meine Medikamente nicht absetzen aber so reduzieren, dass sie noch wirken und weniger nebenwirken.
Meine Devise ist schon seit über 30 Jahren: ein Leben ohne Medikamente ist nur möglich, wenn man nicht gegen sie ist, d.h. wenn die Bereitschaft da ist, sie wieder zu nehmen im Ernstfall. Und diesen Ernstfall sollte man möglichst selbst bei sich erkennen und selbst handeln.
Eine noch so gute Fremdbeobachtung durch z.B. Familienangehörige kann eine gute und selbstsichere Selbstbeobachtung und Selbsteinschätzung niemals ersetzen. Auch das eigene Handeln ist nicht ersetzbar durch Fremdhandeln. Der Erkrankte wird immer Mündel bleiben und unselbständig. Einerseits zu sagen, man habe sich intensiv mit der Erkrankung auseinandergesetzt, sich aber ausschl. auf die Aussage anderer zu verlassen ist imho ein Widerspruch in sich.
Eine gesunde Begleitung von Angehörigen ist wichtig. Begleitung! Nicht Abnahme und Ersatz der Eigenverantwortlichkeit.
Das betrifft auch die Einnahme von Medikamenten und sämtliche damit im Zusammenhang stehenden Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse.
Fazit:
ich bin weder für noch gegen Medikamente. Der Einzelfall entscheidet, auch bei mir. Wo stehe ich gerade. Das ist entscheidend.
Es gibt kein entweder Medikamente oder keine. Es ist ein sowohl als auch. Wie bei so Vielem im Leben.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.