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Was mir aber auffällt ist, dass die Gründe alle im Externen liegen. "Umfeld ist schuld", scheint mir da entgegen zu springen.
Schuld hast du ins Spiel gebracht, für mich ist Schuld keine Kategorie.
Aber ich hege Groll. Berechtigten Groll. Denn ich bin als Jugendliche getestet worden und es wurde in der Schule Bescheid gesagt und es wurde ganz bewusst nicht darauf reagiert, um mir ein für alle Mal klarzumachen, dass ich mich gefälligst anpassen soll und keinerlei Anrecht auf eine Extrawurscht hätte. Das war demütigend und sollte es auch sein.
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Aber WARUM hat das Umfeld das gemacht? Warum hat es so reagiert und nicht anders?
Weil diese kleinkarierten Wichser (sic!) es nicht zulassen konnten, dass sie im Zweifelsfall ein kleines, dickes Mädchen vorführt und weil Besserwisser Nervensägen sind und Mehraufwand erfordern.
Meine Eltern unterbanden alles weitergehende Interesse neben der Schule als Höhenflüge, die mir nicht zustünden. Hochbegabte wirken schnell arrogant, obwohl sie es nicht sind und niemals sein wollen.
Ich verstand nicht, wieso ich kein Geld bekam, um mir die Bücher zu kaufen, die ich wollte. "Du spinnst wohl", hieß das regelmäßig. Und dass im Schrank meiner Schwester genug Bücher stünden, die ich lesen könne. Drei Meter Mädchenbücher, kennste eins, kennste alle.
Was ich in der Bibliothek in Stuttgart wolle. So war es mit allem. Wozu ich einen VHS-Kurs in Philosophie belegen wolle. Ich hätte jedes Semester am liebsten zehn Kurse belegt, aber: "Du spinnst wohl, des zahl ich net." "Warum nicht?" "Weil das nicht in Frage kommt."
Was hätte ich denn machen sollen? Die wussten alle, dass ich mich umbringen wollte, man hatte ja mein Tagebuch gelesen. Und das komme daher, dass ich immer in anderen Sphären schwebte. Ich solle mir neben der Schule einen Job suchen, dann käme ich nicht auf solche Gedanken. Und so weiter und so fort.
Ich war zwölf, dreizehn, zu dick und von meinem Anderssein, das mich dauernd anecken ließ, eingeschüchtert. Was hätte ich denn machen sollen? Wenn da keiner, kein einziger, niemand widerspricht und alle dir signalisieren: du bist falsch! Dann glaubst du das.
Als hochbegabter ist man meistens auch ziemlich bescheiden. Ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, dass die anderen nicht so sind wie ich. Ich dachte sogar, die sind besser, weil die keine Depressionen und Ängste und Minderwertigkeitskomplexe hatten.
Alkohol hat mir zum ersten Mal die Möglichkeit eröffnet, mich auf Partys mit den anderen zu amüsieren. Vorher ging das nicht, ich war zu angespannt, zu gelangweilt, zu verkrampft und hatte zu den allgegenwärtigen Oberflächlichkeiten nichts beizutragen.
Nach einem Mechanismus muss man nicht fragen, wenn man sich fragt, wieso meine Gedanken mit denen der anderen inkompatibel waren. Meine sind schneller, komplizierter, komplexer, gehen tiefer, betrachten ein Thema umfassender. Da kommen normalbegabte schlicht und einfach nicht mehr mit. Und normalerweise deutet man das, was man nicht versteht als dummes Gelaber. Das wäre dann der Mechanismus, welches mein Selbstgefühl untergraben hat.
Das mit dem Verständigen und dem Köppe einschlagen entscheide ich von Fall zu Fall ;-)
Wenn dich das Thema interessiert empfehle ich dir ein kleines Buch, das ich heute im Waschsalon gelesen habe, es heisst: 25 beliebte Mythen zum Thema Hochbegabung. Zum Einlesen.
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.