Hallo Herbstnebel und die anderen, danke für eure Antworten.
Ich hab Probleme im sozialen Bereich, auf Arbeit. Ich spüre Konflikte eher als andere, aber keiner hört auf mich ("jaja, die steigert sich da in was rein...") und wenn dann doch das eintritt, was ich schon kommen sehen hab, wirkt es so, als sei ich überhaupt erst die Ursache.
Dann strengt es mich unglaublich an, mit normalen Menschen umzugehen. Es ist, als ob ich dauernd in einer Fremdsprache sprechen müsste, von der ich aber trotzdem nie sicher sein kann, ob sie verstanden wird. Ich kann auch keinen Smalltalk führen. Ich kann es einfach nicht, ich weiss nicht, wie das geht, es langweilt mich und stößt mich ab. Gleichzeitig sind manche Gespräche für andere schon beendet, wenn sie für mich erst interessant werden und ich hab das Gefühl, das nervt die anderen auch, wenn ich hartnäckig nachbohre, während sie es an der Oberfläche belassen wollen.
Dadurch bin ich manchmal sehr direkt, ich erwarte von anderen auch, dass sie direkt sind. Aber meine Direktheit scheint andere zu verletzen oder zu nerven. Und ich denke mir immer: ihr geht mir doch auch immerzu auf die Nerven, beschwere ich mich darüber?
Wenn zwei Leute gleichzeitig auf mich einreden, geh ich die glatten Wände hoch; ich muss da ständig Rücksicht einfordern, es scheint niemand zu begreifen. Wahrscheinlich gelte ich als launisch. Naja.
Wenn ich über ein Problem nachdenke, versuche ich, alle Aspekte mit einzubeziehen und alle Perspektiven zu berücksichtigen. Dabei kann ich dann auch mal Standpunkte wechseln, was für andere wie Willkür aussehen muss. Und andere meinen dauernd, ich würde mich in was reinsteigern, dabei bin ich nur intensiv mit etwas beschäftigt.
Ich arbeite ja in einem Restaurant, in dem es noch viel zu verbessern gibt und ich bin immer die, die vorprescht und auf Defizite hinweist und Gas geben will. Andere kommen da manchmal nicht mit. Ich seh dann das große Ganze, aber auch winzigste Details. Die anderen picken sich dann raus, was ihnen gefällt und doktern so ein bisschen rum. Was für mich unbefriedigend ist, aber ich glaube, ich überfordere die anderen manchmal.
Wir haben grade ein paar nicht wirklich weltbewegende Probleme zu bewältigen, auf die ich schon vor einem halben Jahr hingewiesen habe, dass es so kommen wird. Und jetzt laufen sie alle rum wie aufgescheuchte Hühner und tun, als hätte man niemals nie damit rechnen können, dass es so kommt, dabei hab ich dauernd davon geredet.
Ich frage mich, wie ich das in Zukunft machen soll. Fresse halten und warten, bis sie es selber merken oder weiter den Mund aufmachen und damit leben, dass mich keiner ernst nimmt, weil ich von Dingen rede, die die anderen nicht hören, sehen, spüren.
Beides ringt mir unendliche Geduld ab und Geduld raubt mir zuviel Energie.
Wenn ich jemandem was erklären will, bin ich rasend schnell ungeduldig, wenn das Gegenüber sich nicht konzentriert oder dämliche Zwischenfragen stellt oder einfach ums Verrecken nicht kapieren will, was ich meine. Und die sagen dann einfach frech: "Versteh ich nicht, das ist mir zu hoch." Fall erledigt. Das stößt mich dann wieder vor den Kopf und die anderen stößt es vor den Kopf, wenn ich genervt bin ob ihrer Begriffstutzigkeit.
Dann ist es auch noch so, dass ich, wenn ich was allzu Kluges von mir gebe, abschätzig mit hochgezogener Augenbraue belächelt werde. Als wäre ich ein bisschen dumm. So geht es mir schon mein ganzes Leben. Und dagegen, nicht ernst genommen zu werden, bin ich seit frühester Kindheit extrem allergisch.
Man kennt das ja: Eltern erzählen dem Kind irgendwas dummes, um es dazu zu kriegen, das zu tun, was es soll und keine Fragen mehr zu stellen. Eltern werfen sich dann solche Blicke zu. Und ich schwöre, ich hab jeden einzelnen dieser Blicke mitgekriegt, aber sie wurden geleugnet. Dass die versucht haben, mich anzulügen... naja, verzeihlich. Aber dass sie es nicht zugeben konnten, wenn ich es gemerkt und ihnen auf den Kopf zu gesagt habe, das war/ist... ich finde gar keine Worte dafür.
Warum ich da ausgerechnet jetzt drauf komme... ich hatte einen Kollegen, bei dem scheint das auch so zu sein.
Für mich war er ein Segen. Wir konnten über Augenkontakt zusammenarbeiten und waren so im à-la-carte-Geschäft unglaublich schnell. Eine Kellnerin meinte, nach unseren Diensten hätten wir immer beide gestrahlt. Mit ihm hatte ich die ganzen Probleme nicht wie mit den anderen und ich kann mit ihm unangestrengt reden, weil er alles gleich versteht und genauso intensiv und schnell und komplex denkt.
Aber sie haben ihn gefeuert, weil er ein paar andere Fehler hat und eben auch unbequem war.
Ich hab noch zwei drei andere Freunde, mit denen das so ist und wirklich jedes Mal wenn ich so einen kennenlernte, war mein gesamtes Umfeld strikt dagegen. Ich ließe mich beeinflussen, ich interpretiere zuviel in die andere Person hinein, ich sei verknallt... und so weiter und so fort. Früher dachte ich wirklich manchmal ich sei verliebt, aber seit ich meinen Mann habe, der ein ganz anderer Typ ist, weiss ich, das ist es nicht. Es ist nur wie nach Hause zu mir kommen und endlich so sein können wie ich bin, ohne mich dauernd verstellen und anpassen zu müssen.
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.