Hi Sumosimi,
> Ha, aber dann geht der Ärger los, nämlich wenn
> dein Umfeld dich nicht versteht und in seiner
> Mittelmaß-Arroganz denkt, das sei deswegen, weil
> du nur Unsinn von dir gibst. Während du die
> glatten Wände hochgehst, weil du nicht verstehen
> kannst, wieso die partout nicht deinen Gedanken
> folgen wollen.
Richtig!
ABER: Für genau diese Situation bin ich gewappnet.
Ich habe dank der Altenpflege eine immense Übung darin zu verstehen, warum man meinen Gedanken nicht folgen will (Ich "übe" am übelsten Kaliber: Demenz) und kann mich mitlerweile sehr gut in meine Gegenüber hinein versetzen.
Weiters habe ich mich in langer Arbeit in der Logik gebildet, um ein Bewertungssystem zu haben, mit dem ich meine Position und meine Gedanken auch abseits der garantiert auf mich zukommenden Verrisse abklopfen kann, was dann verhindert, dass die immerwährenden Ablehnungen seitens des Umfeldes mich nicht an mir selbst zweifeln lassen.
UND ich hätte, genau wie du, noch die Ressource der anderen Hochbegabten/Freaks etc, wie auch immer man es nennen mag.
Wenn ich also einer wäre, wie ich einer sein will, dann wäre ich ziemlich gut vorbereitet. Ich denke sogar nahezu so gut vorbereitet wie man sein kann, bevor dann natürlich das learning by doing beginnt.
Sicher, ein Spaziergang wäre das nicht. Keinesfalls, Mitnichten. Aber es wäre ein Gang, für den ich das nötige Zeug habe, soweit es sich um Zeug handelt, dass man sich zulegen kann.
Anders gesagt: hätte ich deine mentalen Kapazitäten und wäre die Depression los, wäre das, was du beschreibst eine Herausforderung, mit der ich LIEBEND GERNE hadern würde.
Mir fehlen aber die zwei Schlüsselkomponenten: Energie und der passende IQ. Und die kann ich mir leider nicht zulegen.
Ich hab halt Depression und Intelligenz im oberen Durchschnitt. Ist doch so bei 119, oder?
Und da briicht mein Traum dann halt zusammen. Scheiße aber auch.
Aber gut, genug von mir und meinen unerfüllbaren Träumen. Immerhin kann ich ja zusehen, wie jemand anders das tut, was ich gerne tun würde. Das ist mir auch schon sehr wertvoll.
Mir fällt da gerade auf: Verhalte ich mich jetzt wie ein Fan?
> Ich bin ungelernte Köchin mit einem
> abgeschlossenen Studium am Literaturinstitut. Das
> spielt keine Rolle.
Stimmt, objektiv nicht. Für mich aber schon. Also in meinem Falle. Dich beurteile ich natürlich nicht danach.
Wie ich ja schon sagte: ich hab da ein Problem in meiner Selbst-Evaluation.
> Ich bin auch fertig nach der
> Arbeit. Ich bin auch fertig nach Einkaufsbummeln
> und Betriebsfeiern. Ich bin schneller überreizt
> und mein Gehirn macht schneller schlapp, weil es
> permanent auf Hochtouren läuft.
Joa...
Ich fühle mich schon fertig, bevor die Arbeit überhaupt anfängt.
Es gibt kaum Momente in meinem Alltag, ann denen ich nicht irgendwie fertig bin. Dieses Erschöpfungsgefühl begleitet mich permanent und verleidet mir jeden Handgriff, weil er über diese fiese Gefühlsschwelle weg muss.
Ich finde, das ist was Anderes, als nach der Arbeit groggy zu sein.
>
> Meine Hochbegabung wurde schlicht ignoriert und in
> der Pubertät brach dann die bipolare Störung
> aus, die auch ignoriert wurde.
> Man geht ja nicht davon aus, dass man anders ist,
> als andere. Man denkt, man stelle sich an und
> mache was falsch. Also hab ich allerlei Energie
> damit verschwendet, mich anzupassen. Man will ja
> dazu gehören. Jahrelang hab ich mich auf das
> Niveau der anderen runtergesoffen, um auch mal
> Sozialkontakte zu haben. Mag sich arrogant
> anhören, ist aber so.
Gute Antwort, solide Antwort.
Was mir aber auffällt ist, dass die Gründe alle im Externen liegen. "Umfeld ist schuld", scheint mir da entgegen zu springen.
Das finde ich nicht schlimm oder falsch, kann ja wirklich genau so sein, aber ich glaube kaum, dass jeder das so akzeptiert.
Ich denke viele werden sich an dem "ihr seid schuld"-vibe aufhängen und dich dafür angehen.
Was mir etwas fehlt ist die empathische Komponente:
Ja, das umfeld hat dich abgelehnt, und das gab trouble für dich, der dir zeitweise das Leben versaut hat. Das ist ein solider Grund.
Aber WARUM hat das Umfeld das gemacht? Warum hat es so reagiert und nicht anders?
Und WARUM musstest du dich runtersaufen? Warum waren eure Gedanken so inkompatibel? Wie genau ist da der Mechanismus?
Wenn man diese Elemente klärt, ja die Situation geradezu mechanistisch beschreibt, dann löst sich die Schuld-Komponente auf und damit geht die Spannung raus. Und dann ist, meiner Erfahrung nach, das Umfeld viel aufnahmefähiger und kompromissbereiter als vorher.
Und ich denke genau das ist das erste Ziel, wenn man sich mit der Welt über die Schwelle der Andersartigkeit verstehen und verständigen will.
Oder hast du da andere Vorstellungen? Möchtest du dir vielleicht lieber, aus deiner jetzt gestärkten Position heraus, die Köppe einschlagen?
Ist keine wertende Frage, ich könnts verstehen, wenns so wäre. Macht meiner Erfahrung nach einen Heidenspaß.
> Ich werde im Off-Topic einen Baum dazu aufmachen.
> Ich probiere es erstmal beim Mensa-Stammtisch, mal
> sehen, was da so los ist.
Gut, ich halte die Augen offen.
>
> Der weiss selber auch nicht, wie intelligent er
> ist. Seine Intelligenz ließe sich mit westlichen
> Tests gar nicht messen und er hatte hier nie eine
> Chance. Aber ich weiss es, sonst wäre er nicht
> schon acht Jahre an meiner Seite und ich an
> seiner.
Wow, noch ein ganz neuer Punkt. Aber den lasse ich einstweilen unkommentiert, auch wenn ich ihn interessant finde, sonst verliere ich den Überblick.
Grüße
Phoenix
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Von Aschenputer bis Napalmdrossel.
Männlich, 37, Bipolar 2, Pregabalin 150mg