Hallo Jakkie,
mit großer Sorge habe ich Deinen Baum verfolgt.
Du bist fast unentwegt am Kämpfen.
Auf der einen Seite bewundernswert, auf der anderen Seite aber auch zermürbend.
Ich habe ja bekanntlich die gleiche Kombi-Macke wie Du und noch einige andere hier.
Auch ich habe es "auf eigene Faußt" versucht - mehrmals.
Das zermürbende Erlebnis war, dass ich es verschlimmerte.
Ich bewundere sehr die, die es nur aus eigener Willenskraft geschafft haben.
Ich habe es allerdings zweimal nicht mehr geschaft.
Zum einen war es "nur" der Alk, beim anderen Mal waren auch noch Benzos im Spiel.
Leider auch eine unschöne Kombi, nicht nur bei uns Bipols.
Als ich einsehen musste, es eben nicht nur mit Willenskraft und Gruppe zu schaffen, bin ich in die Klinik gegangen.
Qualifizierte Entzüge zu machen.
Nicht die Trockenschleuder im Allerweltskrankenhaus um die Ecke, sondern in der Klapse, auf der Suchtstation.
Dort hatte ich dann 20 Tage Zeit, einen gewissen Abstand zwischen mich und den Stoff(en) zu bringen.
Dazu noch ein begleitendes Programm.
Die Gruppen haben mich hinterher zusätzlich gestützt.
Zumindest etliche Jahre lang.
Zuerst war ich bei den Guttemplern.
Dort sind es Gesprächsgruppen mit direktem Austausch unter den Betroffenen.
Zusätzlich werden noch Gemeinschaften angeboten.
Dort kann mann/frau, auch ohne Mitgliedschaft, zusätzlich zu den Gruppen, in einer alkoholfreien Umgebung zusätzliche Stabilität erfahren.
Nach meinem Rückfall, und dem darauf folgenden erneuten qualifizierten Entzug, bin ich zu AA gewechselt.
Beide Programme haben ihre Eigenheiten. Aber beide sind eine Hilfe.
Jetzt probiere ich gerade eine Kombination aus beidem.
Die Gemeinschft der Guttis zum alkoholfreiem Gestalten von Freizeitaktivitäten. Kino, Eis essen, Minigolftournier etc.
Die AA´s als Selbsthilfegruppe. Klappt ganz gut.
Als drittes "Standbein" habe ich dann noch meinen Shrink.
Meinen letzten "kl. Rückfall" habe ich nach kurzer Zeit wieder in den Griff bekommen.
Ich habe ihn mir verziehen.
Wir Doppeldignosen haben nun einmal eine echte Scheißkombi.
Warum also nicht auch für unser "spezielles" Problem Hilfe von Spezialisten annehmen?
Die Alkoholkrankheit heißt nicht ohne Grund auch Rückfallkrankheit.
Es ist keine Schande einen Rückfall "zu bauen".
Es ist auch keine Schande sich qualifizierte Hilfe zu holen.
Und es ist ebenso keine Schande, diese Hilfe anzunehmen.
Ein mitfühlender
Ali