Hallo flyhigh,
Ich habe auch - bis gestern - mein Verhältnis zum Alkohol genau so beschrieben: "Ich habe da wohl ein Alkoholproblem".
Bis vor 5 Monaten hab ich gar nichts dazu gesagt, zu niemandem, hab alles immer schön verschleiert und zerstörerische Ekszesse hernach mit tränenreichem "Um-Verzeihung-bitten" unter den Teppich gekehrt. Ansonsten hab ich auch viel und allein getrunken, wenn ich Probleme gleich welcher Art hatte. Das hat dann überhaupt niemand mitgekriegt.
Erst als ich hier im Forum war und einen Thread zu Komorbidität Bipo und Drogen etwas aufmerksamer las, kam ich zumindest schon mal auf die Formulierung "Ich habe ein Alkoholproblem." Das hab ich meinem engsten Familienkreis und wenigen guten Freunden gesagt, weil ich beschloss, von Februar bis Mai mal "eine Pause" einzulegen, halt mal 'zu gucken, ob es geht und wie ich mich dabei fühle'. Ein Stück weiter war ich da schon, hatte ich das Thema zumindest schon mal bei mir und meinen Liebsten 'eingeführt'.
Bloß: Dass das der größte Selbstbeschiss aller Zeiten war! Natürlich konnte ich die drei Monate alkfrei leben, natürlich fiel mir das leicht - weil nämlich der kleine beschissene Suchtteufel ganz genau wusste (und sich darauf freute), dass ich mich nach dieser Zeit frohgemut wieder besaufen können würde, weil: ich hatte mir ja bewiesen, dass ich KEIN Alkoholiker bin.
Dass ich als typische Wirkungstrinkerin eine klassische Alkoholikerin bin, hab ich mir erst jetzt (nachdem ich meine emotionalen Mega-Stress-Gefühle mal wieder maßlos mit Alk zuknüppelte) eingestehen können.
Tat weh. Tut es immer noch. Wird es wohl auch noch eine ganze Weile tun.
Aber in diesem Forum hat mein Bewusstwerdungsprozess bis zu dem Punkt, an dem ich heute stehe, begonnen. Dafür bin ich euch - dem Forum - dankbar. Und weil ihr hier seid und mir ab und zu beim Heulen und Jammern beistehen werdet, hab ich Mut. Danke.
Gruß, Jaqueline
Alles ist für was gut.
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„Ein Tropfen Liebe ist mehr
als ein Ozean Verstand.“
(Blaise Pascal)