Liebe Deborah,
natürlich hatte ich mich - schon länger - mit den AA befasst, auch im I-Net schon gestöbert, mir das 12-Schritte-Programm angesehen usw. Irgendetwas störte mich daran - wiewohl ich im Wesentlichen die 12 Schritte gut fand, nichts Grundlegendes daran kritisieren mochte. Ich hatte / habe auch keine Berührungsängste; Gruppenregeln und In-Gruppe-arbeiten kenne ich und dass Betroffene-unter-Betroffenen-Sein gut tut, merke ich ja in meiner SHG BiPo.
Vielleicht liegt meine derzeitige Ablehnung gegenüber AA-Meetings darin begründet, dass ein
Programm mit Prinzipien (eben jene 12 Schritte und 12 Traditionen) an oberster Stelle stehen. Vielleicht ist es meine Ablehnung von 'Institutionalisierungen': So wenig ich mich einer kirchlichen Institution (gleich welchen Glaubens) anschließen mag und so wenig ich religiöse Schriften (Bibel, Koran, Talmud, was auch immer) Wort für Wort für mich annehmen kann, so wenig sehe ich mich in der Lage, ehrlichen Herzens zu sagen: Ja, diese12 Schritte sind jetzt (Wort für Wort) meine Prinzipien, mein 'Programm'. So wie ich Gott ohne Kirche und ohne Schriften suche (und mich schon gar nicht einer Kirche und ihren Schriften unterwerfe), so will ich auch meine innere Freiheit bewahren,
wie ich den Weg aus meiner Alkoholabhängigkeit suche.
Das hat nichts mit einer Art 'übersteigertem Ego' zu tun, auch nicht mit Hochmut. Vielleicht verwehre ich mir damit (nicht zu den AAs zu gehen) eine Möglichkeit, es mir leichter zu machen. Ich kann aber nun mal nicht gegen meine innere Ablehnung jeglicher Doktrin gegenüber an. Sätze wie dieser:
"So beginnt der Alkoholiker sein verworrenes Denken und seine unglücklichen Gefühle zurechtzurücken, indem er die "Zwölf Schritte" der AA anzuwenden versucht." (Zitat aus [
www.anonyme-alkoholiker.de])
wecken in mir sofortigen Widerstand. Nicht, weil ich der Meinung wäre, dies
funktionierte nicht bei vielen, sondern weil ich weiß, dass dies bei
mir nicht funktioniert. Nicht dass ich denken würde, die Gemeinschaft täte mir nicht gut (nein, ich denke sogar, sie täte mir gut) - es ist einfach nur so, dass ich nicht in der Lage bin, mir durch Heuchelei Gemeinschaft zu 'erkaufen'. Und ich müsste vorgeben, die 12 Schritte aus tiefstem Herzen anzunehmen, wenn ich dorthin ginge.
Deshalb habe ich mir selbst versprochen, dass ich dahin gehen müsste (zumindest ca. 10 mal), wenn ich in meinem Alleingang rückfällig werden sollte. Ich würde es als 'Selbst-Bestrafung' tun (müssen). Vielleicht hält mich dieses mir selbst gegebene Versprechen an irgendeinem schwer werdenden Punkt vom Rückfall ab. Mal sehen.
Ich glaube,
mein verworrenes Denken und
meine unglücklichen Gefühle sind etwas sehr sehr individuelles. So individuell wie mein Lebensweg. So individuell muss auch mein Weg zur Heilung werden. Denke ich. Und 'Heilung' verstehe ich ganzheitlich. So wie die Alkoholsucht nur Symptom ist - ich denke bei jedem Menschen individuelles Symptom. So individuell ich Gott suche in meinem Kämmerlein, so individuell muss mein Weg sein, mich selbst - ohne Sucht - zu suchen, zu finden und zu lieben. Heilung.
Puh - das war ja Traumanalyse vom Feinsten. So. Weiter - mit ganz Profanem. Und: (:-))))
Ich bin trocken.
Eure Jakkie
Gruß, Jaqueline
Alles ist für was gut.
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„Ein Tropfen Liebe ist mehr
als ein Ozean Verstand.“
(Blaise Pascal)