Liebe Ramona,
dank dir für deine Zeilen.
Ja, ich denke auch, dass dieser Baum mir helfen wird, neben anderem (ab Montag will ich auch zu einem AA-Meeting gehen) - aber ich denke, jede(r) braucht wahrscheinlich in seinem Leben ein oder mehrere Schlüsselerlebnis(se), damit es 'Klick' macht.
Das kann bei dem einen eine Situation sein, in der er sich selbst so ent-würdigt hat, dass er die Scham kaum erträgt, bei dem anderen ein Vorfall, bei dem er anderen Leid angetan hat. Oder schlicht und einfach die Erkenntnis, dass man alles (incl. des eigenen Lebens und aller Personen, die man liebt) verlieren wird, wenn man den Schlussstrich nicht zieht.
Das Eingeständnis 'Ich-bin-Alkoholiker(in)', erst vor sich selbst, dann vor anderen, kann erstmal weh tun, insbesondere dann, wenn man auch noch negative Reaktionen darauf aushalten muss. Aber ohne geht es nicht. Das musste ich selbst erkennen: Ich hab die letzten Jahre damit zugebracht, mir verharmlosend in die Tasche zu lügen, 'ich hätte da ein Alkoholproblem' bzw. 'Da ich ja nicht jeden Tag trinken MUSS, KANN ich gar keine Alkoholikerin sein'. Nun - Selbstbetrug, so einfach ist das... Bis zu dem Tag X, wo einem klar wird: HIER ist jetzt der Scheideweg, JETZT musst du die richtige Entscheidung treffen.
Ich habe deine Aussagen zu Sekt und Co. und so einiges, was du später dazu äußertest, gezielt verfolgt (u.a. deshalb, weil meine innere Auseinandersetzung mit dem Thema auch grad immer heißer in mir ablief). Ich sag es dir ehrlich, wie ich es empfinde: Du bist erst vorgeprescht mit einem Selbsteingeständnis und hast später alles 'als Irrtum' wieder zurück genommen.
Für mich gibt es dazu drei verschiedene Erklärungsmodelle: Entweder hat dir die Selbstdefinition 'Alkoholikerin' irgendwann so eine Angst gemacht (vor dir selbst und vor anderen), dass du sie einfach zurücknehmen und wieder in den verharmlosenden Bezeichnungsbereich schieben musstest. Oder der Gedanke 'nie wieder einen Schluck' war dir so unerträglich, dass du dir deine 'Zu-Anlässen-Trinkerei' auf jeden Fall erhalten wolltest (in diesem Fall hat aber der 'Suchtteufel' gewonnen, das sollte dir klar sein). Oder aber du willst - tief im Inneren - das Gefühl nicht loslassen, der Alkohol sei dein rettender Freund, nicht dein Feind. Vermutlich lässt man diesen falschen Glauben erst am Tag X fallen.
Liebe Ramona, wenn bei dir der Tag X kommen sollte und du die Entscheidung für dich und gegen den Alkohol fällen solltest, fände ich es sehr schön, auch von dir ein AA-Bäumchen hier zu finden. Ich wäre dann eine der ersten, die in deinem Bäumchen mitschreiben und dich unterstützen würde. Alles alles Liebe, Jakkie
Gruß, Jaqueline
Alles ist für was gut.
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„Ein Tropfen Liebe ist mehr
als ein Ozean Verstand.“
(Blaise Pascal)