Hallo Weseker,
danke für deine Antwort.
Nein, das habe ich auch nicht behauptet, dass Rouvi das getan hat.
Vielleicht drücke ich mich auch gerade sehr missverständlich aus.
Ich möchte den Selbsthilfeaspekt nochmal ins Spiel bringen.
Es haben schon viele Angehörige hier geschrieben. Wenn als Erstbeitrag eines neuen Angehörigen hier im Forum, dieser die Umstände und Verhaltensweisen seines wohlmöglich erkrankten Angehörigen hier schildert und die ForenschreiberInnen fragt, ob das alles "krankhaft" sei, wie der Angehörige die Aussagen oder Verhaltensweisen verstehen soll, dann ist es für mich auch kein Problem.
Da ist der Bezug zu sich selbst, seine Gefühle und seine um ein Verstehen ringender Angehöriger gut heraus zu lesen. Und in dem Bezug gebe ich dir, Weseker, recht, braucht es eben auch eine gewisse Schilderung, um als Lesende/r zu verstehen, worum es hier geht und um darauf einzugehen.
Dann kann Selbsthilfe geleistet werden, dem Angehörigen nicht nur Beistand gegeben werden, sondern ihm ggf. auch Wissen mitgeben und Hilfe im Umgang mit all den für ihn noch so unverständlichen Verhalten gegeben werden.
Aber der Baum hat sich für meine Gefühle gewandelt. Es wird nun in Abständen berichtet (und dies in sehr ausführlicher Weise), was die Erkankte Person als nächstes "angestellt" hat und weiter Zitate etc. gebracht. Rouvi ist nun kein Neuling mehr, hat einiges an Wissen und tappt nicht mehr so hilflos (was ja auch gut ist) herum.
Zumindest für mich und anscheinend mit kinswoman wohl eher zur Minderheit gehörend, fühlt sich das wie ein Vorführung der erkrankten Person an. Und wie Kins schon schrieb, wo ist eigentlich noch das Ziel der Selbsthilfe zu sehen.
Ist Selbsthilfe, einen kranken Menschen, auch wenn wir ihn durch die Anonymisierung nicht kennen, regelrecht vorzuführen (nochmals Rouvi, ich glaube, dass dies nicht deine Absicht war). Mir kommt es (sorry für die klaren Worte) wie eine Freakshow vor und das hat für mich selbst jedenfalls nichts mehr mit Selbsthilfe zu tun.
Wie sich ein Mensch in der Manie gebärden kann, wissen wir wohl alle zu Genüge.
Ich schrieb es nicht, um jemanden den Mund zu verbieten, ich schrieb es nicht, um Angehörige abzuhalten hier ihre Geschichte zu schreiben, ich schrieb es, weil es die Art der Selbsthilfe in meinen bescheidenen Augen verlässt, wenn es nur noch darum geht, Protokoll zu führen, was jemand in Manie für neue "Taten" in aller Ausführlichkeit vollbracht hat.
Aber ich vermute, dass ich auch mit diesen Zeilen nicht das ausdrücken kann, was ich meine.
Doch wenn es für Euch so wichtig ist und auch von den wohl meisten Selbstbetroffenen und Angehörigen (außer kinswoman und mir) als Selbsthilfe angesehen wird, dass hier (zwar anonymisiert) sehr detailreich über einen Menschen im öffentlichen Forum berichtet wird und es nicht als Vorführen empfinden, dann sei es so, dann bin ich eben nur eine, die eine andere Meinung hat.
Ich hoffe nur, dass diejenigen, die für eine völlige (zwar anonymisierte) Offenheit stehen, diese auch über sich so lesen und aushalten könnten.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.21 00:34.