Mein lieber Rouvi,
ich melde mich spät zu Wort, aber zeitlich war es mir eher nicht möglich.
Fühle dich niemals gekränkt, wenn man dich versucht in eine passgerechte Form der Kommunikation zu zwingen.
Wenn du deine Worte eben detailliert und punktgenau an uns weiter trägst, dann ist es deine Form zu sagen, hallo ich bin unglücklich, ich bin verzweifelt, hallo ich möchte das man weiß das ich aushalte für meine Kinder und meine Liebe. Das du deine Frau nicht bloß stellen möchtest, dass weiß wohl keiner besser als ich.
Wenn hier jeder erst die abgespeckte und wohl klingende Variante formulieren müsste, wäre man hier wohl eher deplatziert.
Du erlebst den Wind der Manie und bekommst auch keine liebvolle, zensierte Variante präsentiert, du stehst da mit deinen Kindern im Sturm des zerstörerischen Taumels und kämpfst mit allen Mitteln gegen das Wilde das in deiner Frau tobt. Du hältst zu ihr, auch wenn dich tausend Worte kränken, ja gar bis in den Boden zwingen, du stehst jeden Morgen auf, bist ein liebevoller Vater und versuchst zeitgleich die fehlende Mama zu ersetzen, du machst deinen Kindern schöne Feiertage, schmückst den Weihnachtsbaum machst deinen Kindern schöne Momente, spielst mit ihnen und lachst auch wenn es innerlich in dir zerbricht. Ziehst dir dein schönes Hemd zu Silvester und versuchst einen Jahreswechsel zu zaubern, der irgendwie funktioniert und halbwegs normal für alle erscheint.
Du sorgst dich um alles , obwohl auch du in der Rolle ,in die ihr alle gezwungen wurdet, nicht rein geboren wurdest.
Niemand bekommt ein Handbuch für den perfekten Umgang mit einem bipolar Erkrankten, selbst in der Literatur sind Dinge in der Realität angewendet, nicht eins zu eins auf seinen geliebten Erkrankten übertragbar. Die Bipolarität ist so facettenreich wie ein Blick in die Welt der bunten Schmetterlingsvielfalt.
Selbst wenn deine Frau mal in dem Forum stöbern wird und sich selbst im Verhalten erkennen könnte, dann wirst du ihr eben erklären wie du gefühlt hast in den Momenten, aber einer Sache wird sie sich sicher sein, du hast immer gekämpft und alles gegeben.
Wenn Liebe all die Phasen einer Bipolarität ertragen kann, dann wird auch ein im Feuereifer formulierter Text dem nichts anhaben können.
Lass dich nicht im Wortlaut beschneiden, du erlebst es so und du gibst es weiter wie du es eben fühlst, du stellst nichts bloß, du lässt uns einfach teilhaben, weil es den Schmerz etwas lindert, weil du gerne Menschen lesen möchtest die es so oder so ähnlich erlebt haben und Austausch suchst, denn die Hoffnung stirbt zum Schluss, egal wie der Schluss auch ausgehen mag.
Du weißt das ich gedanklich immer bei dir bin und wir Beide kämpfen uns durch die Manie des jeweiligen Partners , wir stützen uns mental und gehen so jeden Tag ein bisschen weiter.
Alles Liebe Rouvi.
Doreen