RidersOnTheStorm schrieb:
> Weisst du denn jetzt
> wann so ein Schub umschlägt in extreme? Ich kann
> kaum beurteilen wo ich bei mir extreme festmachen
> sollte.
Ich bin seit meinem Psychiatrieaufenthalt Mitte 2016 am Absetzen meiner Medikamente. Wurde damals mit einer ganzen Palette verschiedener Medikamente entlassen. 800 mg Seroquel Prolong, Risperdal, was in eine 100 mg Xeplion Depotspritze umgewandelt wurde und 1800 mg Valproinsäure. Das Seroquel Prolong haben wir als Erstes rausgenommen, anschließend die Xeplion Depotspritze. Nun sind wir noch an der Valpoinsäure, von welcher ich von den ehemals 1800 mg Valproinsäure aber bereits bei 900 mg angekommen bin.
Praktisch bin ich aber bereits ohne jeden medikamentösen Schutz. Denn mit den ehemals 1800 mg war ich knapp innerhalb des "therapeutischen Fensters". Mit den jetzt noch 900 mg weit davon entfernt. Mein Psychiater meinte, bei dem Phasenprophylaktika Valproinsäure sei es anders als bei Neuroleptika. Bei Neuroleptika zähle jede Höhe. Bei Valproinsäure sei es hingegen so, dass sie praktisch so gut wie wirkungslos sei und man sie sich sparen könne, wenn man nicht in diesem Fenster sei. "So zumindest die Theorie." erklärte mein Psychiater hierzu wörtlich.
Gegenüber dem Hinweis meines Psychiaters auf die Gefahr einer Chronifizierung gibt es auch einige Hinweise darauf, dass eine Psychose langfristig besser verlaufen, wenn man sie eben gerade nicht mittels Medikamenten wegbehandeln würde. So las ich etwa mal, dass Studien zeigen würden, dass sich der Verläufe von Psychosen seit Einführung der Neuroleptika nicht verbessert hätten. Andere Studien zeigen sogar, dass jemand, der langfristig Neuroleptika nimmt, eher nochmals eine Psychose bekommt, als jemand, der sie auf lange Sicht hin absetzt. Das ist aber natürlich ein schwieriges Thema. Ein Bekannter von mir meinte mal, dass es zu jedem Standpunkt passende Studien gibt. Dennoch will ich dann mal auf diesen Film über den Ansatz des "Offenen Dialogs" in Finnland verweisen, in welchem auch Neuroleptika und deren Einfluss auf die Verläufe von Psychosen zur Sprache kommen:
[
www.youtube.com]
Allerdings geht es in dem Video speziell um Psychosen. Es sagt nichts über die Verläufe einer manisch-depressiven Störung oder bipolaren affektiven Psychose (Die ja in gewisser Weise eine Variante einer manisch-depressiven Störung ist) aus. Ich weiß nicht, wie da die Verläufe ohne Medikamente sind.
Ich denke, dass ich heute zumindest registrieren würde, wenn über einen gewissen Zeitraum ein gewisses Ausmaß an Symptomatik da wäre. Vor meinem Psychiatrieaufenthalt Mitte 2016 habe ich das zumindest feststellen können. Aber damals einfach darauf vertraut, dass die Symptome von selbst nochmals abklingen würden. Meine Argumentation gegenüber meinem warnenden Freund war damals, dass aus meiner Sicht bei den vorigen drei Psychosen (2007, 2013, 2014-2015) kein Psychiatrieaufenthalt notwendig gewesen wäre. Und es genug Ruhe auch getan hätte.
Meinen jetzigen Versuch, ohne Medikamente zu leben und bei Bedarf welche zu nehmen, würde ich als eine Art "Experiment" sehen. Bei dem mir erst die Zeit zeigen wird, ob es gut geht. Überzeugt bin ich davon, es zumindest versuchen zu müssen. Sonst würde ich mich aus meiner Sicht wie der Mann verhalten, der in die Hände klatscht, um die Elefanten zu vertreiben. Und der auf die Weise nie herausfindet, dass die Elefanten auch dann weg bleiben würden, wenn er nicht in die Hände klatschen würde.
Denke ein Erhöhen von Medikamenten würde ich von zwei Fragen abhängig machen:
- Als wie stark empfinde ich meine manischen und psychotischen Symptome?
- Wie lange sind sie bereits vorhanden?
Eigentlich vermeide ich es, so eindeutig Stellung zu nehmen. Zumal ich kein Psychiater bin. Aber jetzt kam alles allem wohl doch der starke Medikmanten-Ablehner in mir durch.