Vorweg schicken will ich mal, dass das Wort Psychose ein weites Feld umfasst und es wenig Einheitlichkeit gibt. Sodass die Frage nicht pauschal beantwortet werden kann. Was ich auch etwas herauszuarbeiten versuchen werde.
Ich meine, eine gängige und vereinfachte Erklärung ist, dass man von einer Psychose spricht, wenn jemand Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Verfolgungswahn hat. Wahnvorstellungen sind abwegige Interpretationen der Wirklichkeit. Halluzinationen ist die Wahrnehmung von Reizen, die nicht vorhanden sind. Das müssen keine Sachen sein, die man sieht. Sondern es gibt auch auditive Halluzinationen (z. B. Stimmen hören), gustatorische (geschmackliche) Halluzinationen, olfaktorische Halluzinationen (Riechen von nicht vorhandenen Außenreizen) usw.. Mit dem Verfolgungswahn muss man vorsichtig sein. Glaubt jemand daran, dass er im Internet von jemandem überwacht werden würde oder ihn ein anderer durch die Webcam sehen könnte, ist das heute ja nicht mehr abwegig.
Bei mir waren meine bisher vier psychotischen Phasen (2007, 2013, 2014-2015, 2016) von einer gewissen Wechselhaftigkeit während dieser akuten Phasen verbunden, die sehr stark war. Mal war ich dann total ruhig und habe kaum geredet. Dann war ich wieder extrem mitteilsam, hab andere nicht zu Wort kommen lassen, weil ich weiter reden wollte und das von mir Vermittelte für unglaublich wichtig hielt. Mal war ich dann unglaublich unverletzbar, unempfindlich gegenüber jeder Kritik. Dann aber auch zeitweilig unglaublich empfindlich und emotional. Dadurch dann mal sehr aufgewühlt, mal stark am Weinen. Meine Gedanken waren zeitweilig vollkommen zusammenhängend und nachvollziehbar, sodass ich als gar nicht psychotisch wirkte. Dann war ich aber auch zeitweise wieder total wirr und neben der Spur von den Arten meiner Gedanken und meines Handelns. Mein Denken und meine Handlungen waren dann für meine Mitmenschen mehr oder weniger gar nicht mehr nachvollziehbar. Und ich glaube, dieser Mangel an Nachvollziehbarkeit durch die Mitmenschen ist auch das, was das Wesen einer Psychose im Kern ausmacht.
So kam das (aufgrund meiner Wechselhaftigkeit) auch durchaus vor, dass ich in solchen Zuständen zur Psychiatrie ging und wieder nach Hause schickte, weil man nichts gesehen hat. Es kam aber auch schon vor, dass man zunächst nichts sah, mich dann vorsichtshalber (z. B. aufgrund der Schilderungen meiner Betreuerin) in der Psychiatrie behielt und mich dann erst aufgrund des in der Psychiatrie gezeigten Verhaltens längerfristiger behielt.
Von manchen Bekannten kenne ich das auch so, dass in der akuten Psychose ne unglaubliche Aggressivität zutage treten kann. In den letzten Monaten sind mit einem gewissen zeitlichen Abstand voneinander zwei Freunde von mir abgedreht, nachdem sie ihre Medikamente abgesetzt hatten. Mit beiden war ich während dieser akuten (psychotische) Phasen in der Stadt unterwegs. Beide fingen grundlos und aus dem nichts heraus an, Passanten anzupöbeln. Von mir kenn ich es eher, dass häufig nach starke positive Zugewandheit gegenüber den Mitmenschen auftritt. Zu einem häufigen Problem wurde etwa oft, dass ich Menschen oft was schenken wollte. Manchmal in einem nicht unbeträchtlichen Umfang. Im ihrem Buch "Neben der Spur" berichtet Christiane Wirtz davon, wie sie in ihren psychotischen Phasen manchen Menschen besonders positiv zugewandt und anderen gegenüber außerordentlich aggressiv war.
Von manchen kenne ich eine gewisse Kontinuität der Symptomatik. Sodass die Leute durchgängig etwas neben der Spur sind, auf seltsamen Denkwegen unterwegs sind usw.. Und auch in allen Lebensphasen durchgängig an der Richtigkeit ihrer Wahnvorstellungen festhalten (Wahnvorstellungen = Abwegige Interpretationen der Erfahrungen). Was manchmal, aber auch nicht immer anstrengend ist. In anderen Fällen ist es wie bei mir so, dass man den Leuten gar nichts anmerkt, wenn sie nicht gerade akut psychotisch sind. Also psychotische Symptome einen Anfang und einen Ende haben, statt fortwährend zu bestehen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.07.18 19:05.