Hi A20213,
wo liegt der Unterschied zwischen einer Kritik und einer Verletzung einschließlich Beleidigung? Diese Frage fiel mir gerade dazu ein.
Nach meiner Meinung tun erstmal sowohl Kritik als auch verbale Verletzungen weh und zwar teilweise auch richtig heftig weh. Der Unterschied zwischen einer Kritik und einer Verletzung lässt sich sehr gut definieren und in der Theorie abgrenzen. Die Kritik betrachtet sehr nüchtern einen Sachverhalt, der sich mit der Person oder Personengruppe auf der zu kritisierenden Seite beschäftigt. Hiervon ist die betroffene Person nicht ausgeschlossen, sprich, auch eine sachliche Bemängelung ihrem Verhalten ist erst einmal eine zu beachtende Kritik.
Eine Verletzung tritt dann ein, wenn es im Umkehrschluss unsachlich gegen eine Person oder Personengruppe geht und eine Diffamierung vorliegt. Dies kann extrem sich bis zum Mobbing ausweiten. Meine Definition hat jetzt eine unsachliche Delle, da ich auf die Definition Verletzung durch eine Negierung des Begriffs Kritik geschlossen habe.
Das wichtige Schlüsselwort ist der Begriff sachlich, den es für die Unterscheidung zu definieren gilt. Eine sachliche Vorgehensweise liegt dann vor, wenn Argumentation und vorher auch Recherchen zu einem Thema neutral geschehen. Eigene Befindlichkeiten, sprich Vorurteile, Gefühle sowie Präferenz zu den handelnden Personen und Themen haben bei einer sachlichen Auswertung nichts zu suchen. Letztendlich muss dann auch ein offener Austausch an Argumenten erfolgen. Fehlen Argumente oder werden sie nicht nachgereicht, sind wir im Bereich der Polemik und überschreiten damit zum Beispiel die Grenze zur Diffamierung, wenn es um Personengruppen aber auch einzelnen Personen geht.
Die Vermischung von Kritik, sagen wir berechtigter Kritik und verbaler Verletzung lässt sich vielleicht theoretisch sehr gut abgrenzen, im realen Leben vermischen sie sich leider immer wieder. Dies führt dann leider zu einer Abwertung der berechtigten Kritik, was Schade ist, aber im Alltag aktuell sehr häufig nicht nur in der Politik sondern auch in allen Schichten der Bevölkerung zu sehen ist. Dies geschieht häufig sehr bewusst, aber auch unbewusst, weil der Mensch….
Aber meine kleine Erklärung hat einen kleinen Haken, wenn Menschen aus irgendwelchen Gründen entweder nicht kritikfähig sind, z.B. Krankheit, oder nicht sein wollen, es nicht gelernt haben…etc…
Kritik tut auch sehr weh und man muss sie erkennen und verarbeiten können. Gerade wenn, wie bei mir auch, unter anderem eine (schizo)affektive Störung vorliegt, die zusätzlich die Wahrnehmung diesbezüglich verschiebt. Schafft man es, was mit einer kaputten Psyche ein kleiner Husarenritt ist, hat man von dieser Seite sich wieder ein kleines Stück mehr Normalität erkämpft.
Und zum Schluss, wenn ich jemanden verletzen will, dann suche ich mir einen Schwachpunkt bei demjenigen heraus, der nicht verteidigt wird. Im Umkehrschluss analysiere ich permanent eine Situation, wo verletzende Angriffe kommen, um selber so lange wie möglich sachlich zu bleiben und nicht in eine Verletzung abzugleiten. Es klappt in der Realität sehr gut und hilft mir, auch unfaire Aussagen und Entscheidungen ruhig hinzunehmen.
Ein letzter sehr interessanter Punkt anhand unserer bilateralen Diskussionen: Wenn ich Dich jetzt bitten würde, mir aufzuzeigen, wo ich Dich objektiv verletzt oder beleidigt hätte, müssen wir beide völlig objektiv erstmal diesbezüglich eine Sprache sprechen. Auch dieser Punkt ist wichtig, um differenzieren zu können.
Ich wollte nur mal schnell aufzeigen, wo für mich die Problematik liegt, wenn es um Kritik vs. Verletzung geht.
LG nebulos