Hallo,
bei diesem Thema bin ich selber sehr ambivalent und weiß nicht, was der richtige Weg wäre. Auf der einen Seite ist es richtig und wichtig, informiert zu werden über rechtsextreme Taten und ebenso die Aufforderung dies nicht unwidersprochen hinzunehmen und eine Haltung zu zeigen. Gedenkfeiern und Mahnwachen, Aufmerksamkeit gegenüber fremdenfeindliches Verhalten, ist alles okay.
Auf der anderen Seite ist es nun medial sehr präsent, mit sich überschlagenen Artikeln über die Tat, um den Täter, um die Tat drumherum und und und. Dabei frage ich mich, ob das nicht auch wiederum zuviel ist. Ob nicht potentielle Gesinnungstäter sich selbst damit hochstilisieren, den Täter oder sich selbst als Helden feiern, weil alle Welt nun über sie spricht. Das jeder Journalist meint, noch ein und noch ein und noch ein Kommentar dazu zu schreiben. Bringt es das wirklich? Wird sich dadurch wirklich etwas ändern? Vor allem, da diese Entrüstungswelle bekanntlich schnell wieder abebbt und in der Vesenkung verschwindet, bis zur nächsten Tat.
Haltung zeigen und Aufmerksam sein ohne den Protagonisten selbst zu viel Aufmerksamkeit zu bieten und ihnen so überhaupt erst den Raum für ihre Entfaltung zu geben.
Zum Beispiel wusste ich bei der letzten Wahl mehr über die AfD und sogar den Wahlhelfer in Hintertupfingen bescheid, als über alle anderen Parteien. Ebenso difinieren sich die Altparteien zur Zeit eher über die Abgrenzung (oder auch nicht) zur AfD, anstatt selbst mit Vorschlägen, Ideen, Innovationen und Visionen und vor allem mit Sachverstand zu den einzelnen Themen zu punkten. Jede kleinste Eingabe der AfD, wird groß und breit medial aufbereitet (was für diese Partei kostenlose Wahlwerbung ist), anstatt es als Agenturmeldung und Randnotiz zu belassen und lieber über die anderen Parteien zu berichten.
Es ist also die Balance, zwischen Informationen und wichtigen Hinweisen und der umsichtigen Vorgehensweisen, diesen Menschen nicht zuviel Raum zu geben.
Übrigens auch an diesem Baum gut abzulesen, wieviel Raum man manchen Menschen durch sein draufeingehen erst ermöglicht (damit nehme ich mich nicht aus).
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).