Liebe MadameX,
ich habe gestern zusammen mit meinem Partner meinen Pflichtbesuch bei meiner Mutter auf dem "Gnadenhof"
hinter mich gebracht. Ich kann nur sagen, dass ich psychisch sehr an meine Schmerzgrenze kam.
Es schwappt zwischen Mitleid, Hoffnungslosigkeit, aggressiven Gefühlen und dann wieder eine tiefe Trauer
und Ohnmachtsgefühlen. Am liebsten würde ich sie packen und in die Klinik fahren.
Sie ist irgendwie in eine andere Welt eingetaucht und nur noch begrenzt zu erreichen. Wie ich es schon seit
Jahrzehnten versuche, mal liebevoll und dann wieder mit eindringlichem Appell, sie will keine Hilfe annehmen und
als sie dann noch meinen "Vater" erwähnt, dass er mich lieb grüßen lässt, ist mir ein derbes Schimpfwort
entwichen. Sie versteht es nicht und hat sie auch nie, warum ich so wütend bin auf ihn bin. Mein Disneyland
ist jäh vorbei und ich bin zumindest momentan, in der Realität angekommen.
Als ich sie daran erinnerte, was die Entmündigungsversuche und div. anderen schrecklichen Dinge belangt, die er mir noch bis vor 2 Jahren angetan hat, wiegelte sie es gleich ab und lenkte auf ein angenehmeres Thema.
Dinge die ich nicht ändern kann... Erst war es Corona, dann die "bösen" Russen und so hangelten wir uns
durch die Stunde.
Ich hatte gestern viele Termin in Hamburg, aber das war der schwierigste Part. Sie lebt ja in meiner 1. Wohnung
und ich bin traurig, wie ein Mensch so leben kann.
Ich erkenne meine Wohnung und auch meine Mutter nicht mehr wieder, aber das ist schon lange der Fall. Früher
trafen wir uns ja nur bei mir, weil es da schon so vermüllt bei ihr war.
Wir haben uns 7 Mon. nicht gesehen und sie setzt sich eine Maske auf. Ohne Worte. Ich schäme mich, dass
ich das zugeben muss, aber ich kann sie nicht mehr umarmen, weil sie ziemlich müffelt.
Ich versuche in die Lösung zu gehen und rufe den sozialpsychiatrischen Dienst an, um mich zu informieren,
wie ich Hilfe von außen installieren kann.
Ich gebe es ab, weil ich bin zu sehr in der ganzen Thematik gefangen. Es macht etwas mit mir und mein
seelisches Wohlbefinden steht an 1. Stelle. Ich kann mich wenn so ein Thema beschäftigt, tagelang damit
beschäftigen und das kann sehr nervtötend sein für mein Umfeld.
Nachts hirne ich sämtliche Altleichen durch, trotz 2er Schlaftabletten.
Wie auch immer liebe Madamex. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Achte auf Deine Ressourcen und ich
achte auf meine innere Balance und wenn gar nichts anderes mehr greift, dosiere ich mein Lithium hoch.
Lieben Gruß
Turicum
Turicum