Guten Morgen liebe Deborah,
"Nur wie verlasse ich nach 75 Lebensjahren diesen festgetrampelten Pfad,
auf dem es sich inzwischen so leicht läuft?"
Du bist mir um so viele Jahre und Erfahrungen voraus.
Eher kannst wohl Du mir raten als umgekehrt...:-)
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Dennoch - nach meinem Empfinden und meiner Erfahrung - ist meine Angst vor dem Unbekannten, was jenseits der ausgetretenen Pfade liegt, meistens so überwältigend groß, dass der Sprung ins unbekannte, ins pfad-lose Land mir nur in gewissen Sternstunden gelingt.
Diese zu erkennen und dann den Sprung wirklich zu wagen, darum geht es mir in meinem Leben.
Ganz allein ist der Mut und die Zuversicht, ins Unbekannte zu springen und das lieb gewonnene Vertraute - zumindest vorübergehend - zu verlassen, vielleicht kaum zu finden.
Wer an Gott oder an etwas Vergleichbares glaubt, wer sich von einer höheren "Macht" getragen fühlen darf, hat es da vermutlich leichter.
Bei mir ist es so, dass ich gleichermaßen "glaube", mich dankbar getragen fühle, und gleichermaßen - natürlich zeitversetzt - die Existenz dieses tragenden Netzes in Frage stelle.
Was neben diesem zumindest zeitweise vorhandenen "Glauben" ungemein hilfreich dabei ist, mich auf neues Land einzulassen, sind immer wieder Begegnungen mit Menschen, die sehende Augen und hörende Ohren haben, die sogar das Ungesagte verstehen, was zwischen den Zeilen steht...
Diese Menschen tragen mich weit - über Untiefen und Abgründe hinweg...
Es gibt sie - vereinzelt und umso kostbarer - im realen Leben, es gibt sie aber auch - für mich nicht minder real - in diesem Forum.
Meine Dankbarkeit dafür ist größer, als dass ich sie hier in Worte fassen könnte.
Denn dies ist eine Kraft, die von innen & außen gleichermaßen trägt.
Und an Untiefen und schwindelerregenden Steilhängen mangelt es derzeit in meinem Leben nicht...
Liebe Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends