Hallo S.
natürlich ist loslassen sehr vielschichtig, ich habe sehr viele Dinge in meinem
Leben losgelassen oder los lassen müssen, eigentlich sogar alles und fast
auch mein Leben. Aber das mit den Verstorbenen sehe ich nicht, das es so
groß anders ist, auch das ist ein loslassen (meist müssen). Der einzig wirkliche
Unterschied zum anderen "loslassen" ist die Gewissheit, das es nicht revidierbar
ist. Was in allen anderen Fällen ja zumindest theoretisch möglich ist (und manchmal
hält einen genau diese Hoffnung über Wasser bis man wieder schwimmen kann).
Hierzu noch:
soulvision schrieb:
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> Eingehen möchte ich auf deine Geschichte mit
> deiner Tochter. Kinder oder minderjährige
> Jugendliche werden oft vor vollendete Tatsachen
> gestellt. Die Bindungsforschung sagt so ganz
> allgemein, selbst ein verletzender oder
> schädigender Elternteil ist immer noch besser
> für ein Kind, als gar keinen Kontakt zum
> Elternteil, eine sogenannte Leerstelle.
Generell mag das stimmen (obwohl ich von der
Forschung nur bedingt was halte, es ist meist eher
ein theoretisches Wissen, das selten der Praxis stand
hält). Ich war damals wirklich heftig drauf, dauernd von
Manie in Depression im Dauerswitch (unbehandelt). Und dazu
harte Drogen, da sind selbst manchen Psych's die Kinnladen
runter gefallen, was ich alles angestellt hab. Wir alle kennen ja
voll manische Leute, was die so veranstalten können. Und nun
stell dir vor, du nimmst voll manisch auch noch den "Raketenbooster"
oben drauf. Da fliegst du nicht über den Wolken, da verlässt du
das Sonnensystem ;)
Und das nicht manchmal, sondern ständig, über Jahre.
Da ist es tatsächlich besser, das es für das Kind eben eine "Leerstelle"
gibt, als eine mit gedoptem Wahnsinn gefüllte. Ich hatte früher mal
eine Signatur "Bring mich an den Rand des Wahnsinns, von da
weiß ich den Weg nach Hause". Das klang immer witzig, ist in
meiner Lebenswelt lange aber einfach nur Realität gewesen.
Du sagst, das ich gerade dieses "Rad der Geschichte" aufbreche
und die Wurzeln raus gerissen habe. Das wäre echt toll, ob es
so ist, werde ich aber wohl nie erfahren, denn das ist ja so ein
Generationending, das man erst über Jahrzehnte sehen und
beurteilen kann. Auch zu meinem Opa gibt es da Bezüge (und
wahrscheinlich lag da die "Wurzel").
Bislang scheint es so zu sein, als ob ich es geschafft habe, diese
raus zu reissen, aber Zweifel hab ich trotzdem.
Das wichtigste, was ich neben Menschen und Dingen losgelassen habe,
ist meine Sucht. Aber ich musste erst Menschen und Dinge loslassen,
damit ich die Sucht loslassen konnte. Erst als ich alles (und mehrfach
auch fast mein Leben) losließ, blieb irgendwann nur noch die Sucht,
die an mir klebte wie eine zweite Haut. Scheinbar musste ich alles andere
erstmal los lassen, damit ich die Hände frei hatte, diese "Haut" loszureissen
und letztlich dann los zu lassen. Das war ein harter Weg, voller Schmerzen,
Trauer und Leid - aber heute bin ich froh, denn ich bekam etwas, das ich mir
immer ersehnt hatte - Freiheit. Innen drin. Nichts kann mich mehr anketten
oder anderweitig "festhalten", denn ich weiß, das ich alles loslassen konnte
und trotzdem ging es weiter. Loslassen kann also auch ein Gewinn sein,
manchmal die Rettung und nicht nur immer Leid oder Schmerz. Obwohl die
immer auch dazu gehören. Aber die Rechnung ergibt immer erst unter dem
Strich einen Sinn, nicht darüber ;)
lg
zuma
Nach 11 Stunden Autobahn mach ich hier erstmal Pause, aber das Thema
arbeitet natürlich in mir weiter (tut es schon lange, da ich, wie gesagt, schon
immer loslassen musste, seit frühester Kindheit). Lange konnte ich nichts
loslassen, heute alles. Vielleicht war das zu lernen meine Lebensaufgabe,
wer weiß das schon ...
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Wenn dich der Mut verlässt, gehste halt alleine weiter.
Und wenn du deinem Gefühl folgst, nimm deinen Verstand mit.
Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst.
Wissen nutzt nur wenn man es anwendet.
Vielleicht wird alles vielleichter