Hallo omega,
freut mich sehr, wenn dir mein Beitrag geholfen hat.
Ja, diese Angst vor dem Verlust von Gefühlen, die hat man bei Psychopharmaka schon, hatte ich auch.
Wenn ich nicht in Depression gewesen wäre und es nicht Aussicht auf Besserung gegeben hätte, und ich mich nicht gut im Netz informiert hätte, dann hätten mich bereits die Nebenwirkungen der ersten zwei Wochen komplett abgeschreckt. Aber ich hatte das Glück, ein sehr verträgliches Medikament zu bekommen, mit dem ich dann auch erfolgreich nach 4 Wochen gegen Depression ankam, und das mir immerhin auf Anhieb 2 Jahre ohne Phasen beschert hat.
Ist natürlich eine sehr gute erste Erfahrung, die es mir erleichtert, positiv von Medikamenten zu reden.
Die macht natürlich nicht jeder, und einige Medikamente brauchen manchmal bis zu 6 Monaten, bis die volle Wirkung einsetzt (z.B. Lithium), und haben dazu noch bei einzelnen ausgeprägte Nebenwirkungen, die eben nicht nach ein paar Wochen weggehen.
Da ist viel Versuch und Irrtum dabei, weil jeder Betroffene anders auf die Medikamente anspricht.
Die Suche nach der richtigen Medikation ist so für einige ein richtiges Geduldspiel, daß manchmal Jahre dauern kann.
Aber dennoch ein Happy End haben kann.
Es gibt natürlich auch noch Psychoedukation und Psychotherapie, die sehr hilfreich sein *können*. Aber die meisten Betroffenen können ohne das feste Standbein Medikamente nicht wirklich stabil sein. Der absolut überwiegende Anteil...
In deiner Situation ist natürlich das Thema Kontakt und 'wie geht es weiter' der Brennpunkt.
Und leider auch etwas, wozu man keine allgemeingültigen Aussagen machen kann.
So eine Trennung ist unter Umständen auch komplett ernstgemeint. Also eigentlich ist sie das immer, aus der momentanen Sicht des Betroffenen.
Allerdings schwankt eben, zumindest bei mir, mit der Tiefe der Depression auch die Anwesenheit und Abwesenheit von Gefühlen. Und die Möglichkeit, sie auszudrücken oder mich mitzuteilen.
Das ging soweit, daß ich telefoniert habe und kein Wort mehr rausbekam, obwohl ich eine Minute vorher dieses warme Gefühl von Liebe und Vertrautheit kurz gespürt habe.
Nur die Worte dafür waren einfach weg. Wie ausgelöscht. Wollte dann nur noch die Stimme am anderen Ende hören, Hallo? Und aufgelegt.
Ich zweifle bei jeder solcher Rückzugsphase daran, ob wir noch einmal zusammenkommen. Danach...
Jedes Mal, seit 13 Jahren. Und das hängt ja auch nicht nur von mir als Betroffenem ab, der Partner erfährt ja auch eine tiefe Verunsicherung, so wie du jetzt. Sowas hat Folgen, die eine Beziehung nicht unbedingt leichter machen, danach. Wenigstens weißt du nun, daß es durchaus sein kann, daß er nach der Depression zurückkommt, wenn die Trennung allein krankheitsbedingt durch die Abwesenheit von Gefühlen -überhaupt- war. (Ein schweres Symptom bei tiefen Depressionen.)
Das weiß man allerdings erst, wenn die tiefste Phase zuende ist. Wie es dann weitergeht.
Ich weiß das nichtmal nach 13 Jahren, es ist auch nach einem Dutzend solcher Trennungen mindestens für mich nicht selbstverständlich - könnte eigentlich jedesmal sein, daß sich die Gefühle für den Partner von einer der beiden Seiten eben nicht mehr aufbauen.
Leider gibt es das eben auch. Muß man einfach sagen. Ist sehr traurig, aber wahr. Damit muß man jedes Mal rechnen.
Darum ist es auch so wichtig, daß du gut auf dich selber achtgibst.
Tja, wieviel Kontakt, auch einseitig, ist richtig?
Könnte ich auch nicht beantworten. Früher dachte ich, sowenig wie möglich, um mich nicht zu überfordern und Schuldgefühle aufzubauen. Inzwischen finde ich es schlimmer, wenn zumindest meine Liebste sich nicht alle paar Tage irgendwie kurz bemerkbar macht. Auf familiäre Kontakte kann ich da gerne komplett verzichten. *Gute* Freunde, also *wahre* Freunde sind aber auch eher willkommen.
Nur zurück kann ich da meist nichts schicken. Weil es dann einfach nicht geht. Weil das *selbst* weg ist.
Liebe Grüße,
M.