Hallo Heike,
du gehst ziemlich mit dir ins Gericht beim Thema Kritk. Mitunter gab es dieses Thema hier ja schon, da ist mir das in deinen Beiträgen auch aufgefallen.
Ich finde, du hast bei dem was du hier schreibst einen beachtlichen Stand dazu erreicht, was dir ab und an auch immer wieder jemand zurück gibt. Gerade wenn es um Streitthemen geht, finde ich dich wunderbar moderierend, also beide Seiten in Betracht ziehend, unterwegs. Da hast du einen selbst hier im Forum nachvollziehbaren enormen Prozess hingelegt.
All´ das weißt du und räumst ein, wenn du gut drauf bist, dein Selbstbewusstsein ausgeglichen, kannst du gut auf deine Kompetenzen und Ressourcen in Bezug auf Kritik zugreifen.
Quote
Zunächst, meine "Abwehr" oder das gänzliche "den Schuh anziehen" passiert nicht nur in der Depression, sondern auch wenn mein Selbstbewusstsein durch Streß oder durch andere Ereignisse gerade angeknackst ist und es mit der ruhigen Reflexion nicht klappen möchte. Will sagen, dass was ich mir durch Therapie oder anderem Üben schon angeeignet habe, von "Gefühl" und "Bewertung" mir bewusst zu machen, erst einmal in Ruhe zuhören und die andere Pespektive zu verstehen, Fehlerfreundlichkeit etc., ist als Ressource da, aber der Zugriff darauf, ist mir leider nicht immer gegeben. Hier kann ich nur präventiv oder im Nachhinein arbeiten. Das "generell" bedeutet hier, dass ich in solchen Situation leider kaum noch unterscheiden kann zwischen dem Kritikpunkt (also ein spezielles Verhalten oder eine enttäuschte Erwartung...) und meiner Person als "Ganzes". Schutz (hier als Frage gestellt) bedeutet bei der "generellen" Abwehr der Kritik, als Schutz der eigenen Person zu verstehen. Das Umfeld weiß aber von meinen inneren Abläufen nichts und bleibt ggf. hilflos zurück.
Möglicherweise ist der Punkt, den du hier beschreibst gar nicht deine bemängelte Kritikfähigkeit, die du durchaus hast?
Ich erinnere in unsrer letzten längeren Diskussion zur Suizidalität kamst du irgendwann auch zu dem Punkt, dass du durchaus Resourcen zur Bewältigung oder zum Umgang damit hast, aber manchmal keinen Zugriff darauf hast, was du dir längst erarbeitet hast.
Oberflächlich könnte ich sagen, sei nicht so perfektionistisch, sieh auf all´ das, was du dir schon erarbeitet hast und das ist viel, akzeptiere deine dir von der Depression gesetzten Grenzen. Bei solchem Reden bleibt dann nicht mehr viel an Hoffnung und Zuversicht übrig.
Aber ein Funke aus diesem letzten Gedanken bleibt bei mir so als Idee: Könnte es sein, dass du an so einer Grenze deiner Depressionsverarbeitung stehst und eventuell noch einen Schritt weiter gehen willst? Eventuell nicht mehr nur am Umgang/deinem Verhalten damit arbeiten willst, sondern einen Schritt in tiefere Klärung gehen würdest? Ob es passt weiß ich nicht, ist nur so ein Gefühl.
Kritikabwehr als Schutz von dir angewendet finde ich bei allem einen wichtigen und beachtenswerten Faktor. Wenn du dich irgendwann nicht mehr durch diese Abwehr zu schützen brauchst, wenn das was du dadurch schützt, keine Relevanz mehr für dich hat, wirst du es auch nicht mehr tun.
Ich wünsche dir Mut und Besonnenheit auf dem Weg. Alles Gute.
LG
s.