Hallo Heike,
es kursieren noch immer Märchen.
soweit ich weiss, stammen diese teilweise aus der Psychoanalyse, wo Psychopharmaka "quasi" nicht gern gesehen werden, weil man dann quasi nicht an das eher Unbewusste herankomme.
Soweit so irrig, denn es ist ein klassisches Fehlparadigma, welches sich hartnäckig hält, (fast so hartnäckig wie, dass Menschen mit schweren psych, Krankheiten keine PT vertragen) dass endlich überdacht gehört.
Eine Psychotherapie funktioniert oft dank (entlastender) Worte.
Worte können auch bei Menschen unter Medikation sehr wohl wirken.
Ich sehe das Tavor Thema sehr ähnlich wie du, auch ich war am Anfang meiner Berufstätigkeit, -mit Einblick in viele Medikationen-, geschockt, wieviele Menschen Benzodiazepin abhängig waren. Damals noch mehr verbreitet. Heute sehe ich mehr Sorgfalt.
Aber auch mehr Differenzierung. Der hohe Suchtfaktor ist eine Herausforderung.
Wie Soulvision richtig schreibt, hat es oft Zusammenhang zu Ängsten. Und es ist nun mal Tatsache, dass es da gut wirkt, es aber auch bei Dauereinnahme die Symptomatik selbst erzeugen kann.
Es ist also ein schmaler Grad, und kann zum Bumerang werden.
Doch was ist bei schwerer Angst oder komorbider Angst die Lösung?
Neuroleptika?
da setze ich gewisse Fragezeichen.
Kann da nur von mir sprechen, bei mir machen NL rel. schwere Müdigkeit, Entfremdungsgefühle, (und Dämpfung der Denkfähigkeit, das stresst mich sehr). Bis hin zu Suizidalität.
Um jetzt einmal von mir auszugehen, und nur darüber kann ich schlussendlich glaubhaft berichten, habe seit Jahren Benzos als Bedarfsmedikation. und regelmässig Psychotherapie.
Setze sie sehr frühzeitig ein, möglichst niedrig dosiert, möglichst kurz.
Bin mir der hohen Suchtgefahr bewusst, und habe zum Glück keine Veranlagung zu Substanzsucht, in Krisen kann es Thema sein. Das ist bei mir ein Frühwarnzeichen.
Rate das niemandem an, ein Entzug kann sehr hart sein.
Dennoch bin ich so teilarbeitsfähig, konnte so der Berentung entgehen, und habe dank auch Benzos auch stabile Zeiten, wo ich wenig Medikation brauche.
Es ist also ein Abwägen der Folgen.
Es ist ein Abwägen von, was steht mir offen, wie reagiere ich, wo sind meine Grenzen.
Der Hintergrund bei mir ist, dass ich eine generalisierte Angststörung habe. Nicht schön, nicht nett, ist aber so.
Das heisst, wenn bei mir zuviel Angst flutet, bin ich bis total blockiert. Bis hin zu Zitteranfällen und ..
"Angststörungen seien gut zu behandeln (?)" nunja es geht.
ich weiss nicht, mir wurde auch schon gesagt, dass hinter psychotischen Inhalten oft auch Angstüberflutung steht.
Von dem her(?) für mich passt es, eine fragende Haltung einzunehmen, Wissen zu verifizieren, und einfach auch zu akzeptieren, dass man manchmal nur die Wahl hat zwischen "Pest und Cholera". Für mich ist es bedeutungsvoll, berufliche, gesellschaftliche Teilhabe leben zu können, zwar mit Einschränkungen, dennoch, und bin froh um Medikation, die mich vor zu heftigen Reaktionen schützt. Was wäre die Alternative(?)
bei mir z.b. würden auch Antidepressivas helfen gegen gewisse Angst (ich nehme dann bestimmte Aspekte nicht mehr so beängstigend wahr), doch da kommt dann die Switchgefahr, (auf Manie hab ich echt kein Bock), die müsste ich dann mit mehr NL deckeln, NL machen bei mir hin bis schwere Entfremdung.
Es ist ganz ehrlich ein Abwägen der Möglichkeiten.
die Vorurteile gegenüber Benzos sind riesig , in beide Richtungen, so hat ein Psychiater, den ich in einer schweren Krise aufgesucht habe, nicht geglaubt, dass ich das so als Bedarf einnehmen kann. Er hat mir dann unterstellt, ich würde mir das Zeug auf dem Schwarzmarkt oder irgendwo besorgen, was schlicht nicht stimmte. Die Verschreibung beim Arzt ist für mich eine Unterstützung der Selbstkontrolle des Gebrauchs.
In schweren Krisen reichen Benzos nicht, jedoch als Bedarfs Prophylaxe durchaus.
lg t.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.02.21 22:24.