Ich hatte gestern einen langen Beitrag verfasst, ihn aber wieder gelöscht anstatt abzusenden, weil mir klar wurde, das meine Lage eine andere ist und mein Weg zur Therapie war auch ein anderer, daher kann man das nicht vergleichen.
Meine Stadt Zürich hat heute eines der best ausgebauten Sozialnetze der Welt; Ärzte, Psychologen und Psychiater findet man in grosser Zahl, darum hatte ich nie Probleme, Zugang zur Therapie zu bekommen. Daneben gibt es viele Angebote hier, die auf eine möglichst niedrige Schwelle setzen, z.B. das KIZ - Krisen-Interventions-Zentrum, da kann man einfach hingehen ohne Anmeldung, Diagnose usw. und sich für bis zu drei Tagen in eine Art offene Klinik begeben. Ist dazu gedacht, das Menschen in akuter Not, gerade mit Suizidgedanken, Hilfe finden so schnell wie möglich.
Man muss wissen, diese vielen Programme gibt es, weil Zürich in den 80er und 90ern ein Abgrund war mit der grössten offenen Drogenszene der Welt (Platzspitz/Letten). Das war wirklich übel, aber deshalb haben wir hier soviele soziale Projekte. Man hat übrigens die Szene erfolgreich bekämpft und heute ist das kein Thema mehr.
Nun, eben, darum kann ich meinen Weg nicht vergleichen mit z.B. jemanden, der auf dem Land lebt und nur den Hausarzt, vielleicht einen einzelnen Psychiater und die Dorfapotheke hat. Oder das jemand lange auf einen Therapieplatz warten muss, weil es schlichtweg nicht genug Kapazitäten gibt.
Hier ist es kein Problem, an einen Psychiater oder an ein Bett in einer Klinik zu kommen, aber ich muss mir klar machen, das das auf dem Land ganz anders aussieht und man das nicht vergleichen kann.
P.S.
Das mit den Ärzten gilt anderswo auf der Welt noch viel krasser: Ein Freund von mir wohnt in Gambia, das ist in Westafrika. Dort findest du Ärzte nur in der Stadt und die musst du auch noch komplett selbst bezahlen, gibt keine Versicherung mit KK usw. und auf dem Land ist die medizinische Versorgung nicht vorhanden.