Hallo Lichtblick,
diese ganze Sache mit der Tavorverordnung, Ausstattung der verschiedenen Regionen in Deutschland mit Psychiatern, ganz zu schweigen mit Bipolar-Ärzten wie du sie nennst, aber auch zunehmend mit Hausärzten ist keine linear zu beurteilende Angelegenheit. Ich sehe das durchaus als systemisches strukturelles Problem.
Da reicht es nicht festzustellen, du schaust aus der Perspektive von München und ich aus der der Provinz. Da liegt ganz viel dazwischen und daneben und alles vernetzt.
Hausärzte, die in Rente gehen wollen auf dem Land, finden immer schwerer Nachfolger. Psychiater sind zu wenige in unserer Region, um den Bedarf abzudecken. Da sind dann Bipolare nur eine kleine Randgruppe, denn sie müssen alle psychiatrischen Krankheiten, Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und was es sonst noch so gibt abdecken.
Erhebungen, wo Bipolare behandelt werden, kenne ich nicht.
Erhebungen, dass die Verschreibungen von Tavor zurück gehen habe ich gesehen. Die Erklärungen sind etwas breiter, als das was du hier schreibst.
Diese Zahlen stammen von den gesetzlichen Krankenkassen, und zeigen, dass Hausärzte mehr Tavor verschreiben.
Wenn man allerdings den Verbrauch von Tavor gegenrechnet, fällt auf dass Privatrezepte, auf denen Tavor verordnet wird, anscheinend angestiegen sind. Das heißt, Abhängige können sich auf Privatrezept Tavor aufschreiben lassen, bezahlen es selbst und das Rezept wird vernichtet, braucht ja keiner mehr. Das können privat Versicherte tun und ebenfalls gesetzlich Versicherte. Wer da wann und wieviel verordnet ist nicht mehr nachvollziehbar. Hauptsache man kann einen Sündenbock ganz eindimensional geschaut präsentieren.
Außerdem existiert wohl auch ein florierender Schwarzmarkt diesbezüglich.
Das ist ja nett, dass du dein hohes Versorgungsniveau für deine Bipo auch uns allen zugestehen möchtest. Nicht überall gibt es Unis mit Unikliniken, die mit möglichen Forschungsgeldern locken. Die Praxis im ländlichen Bereich ist da eher unspektakulär, eingedenk dass deine Versorgung für mich hier schon spektakulär wäre.
Damit du mich nicht falsch verstehst, ich gönne dir diese Versorgung durchaus und auch ich habe von der Bipo-Forschung profitiert, wofür ich wirklich dankbar bin, über meine Mitgliedschaft in der DGBS und ebenso über meine sehr menschliche und verantwortungsvolle Hausärztin.
Bei strukturellen Problemen ist meiner Meinung nach auch nur strukturell etwas zu bewegen, durch Engagement in verschiedenen Gremien, über die DGBS. Unser Vorstand klagt, dass wir nicht alle angetragenen Gremienplätze auf verschiedenen Ebenen besetzen können. Vielleicht überlegst du aus dieser Perspektive doch noch einmal eine Mitgliedschaft in der DGBS?
Gruß
s.