Hallo,
Entscheidungen sind eine persönliche Sache und wenn hier alles genau abgwägt wurde und das Risiko bekannt ist, dann steht es für mich in einem anderen Licht, als die sonstigen Beiträge, die über Absetzabsichten handeln, wo zu erkennen ist, dass dort wenig drüber nachgedacht wurde.
Ich sehe bei Simon folgende Punkte, die
seine Entscheidung begleiten:
1. Soviel ich weiß, ist dies sein erster Absetzversuch (evtl. was überlesen)
2. Simon ist nicht gegen Medikamente eingestellt und für ihn ist klar, sobald Anzeichen da sind, werden die Medis wieder angesetzt
3. Simon hat es mit seinen Behandlern abgesprochen und er geht nicht von jetzt auf gleich heraus
4. Einige andere Personen in seinem Umfeld sind eingeweiht
5. Simon ist informiert und er kann sich gut an seine letzte Manie/Psychose erinnern
6. Simon weiß, dass der Versuch bös scheitern kann, kennt also das Risiko
7. Soviel ich aus seinen Zeilen meine gelesen zu haben, geht er nicht naiv daran und weiß, dass seine Vulnerabilität steigen wird
8. Nach all diesen Punkten ist er ganz für sich alleine zu dieser Entscheidung gekommen, die er aber nicht anderen empfiehlt
Vielleicht endet es sehr arg für ihn, aber im Moment jedenfalls schätze ich ihn so ein, dass, wenn er auf die Nase gefallen ist, für ihn klar ist, dass es nicht ohne Medis gehen wird. Bei einer DGBS-Tagung in einem Symposium hörte ich einen Arzt sagen: "Er gesteht jedem Betroffenen einen Absetzversuch zu, meist stellt sich dann die Einsicht danach von selbst ein".
Was du Simon, evtl. jetzt noch regeln kannst (oder auch solltest) ist, dass jemand aus deinem Umfeld die Möglichkeit hat, dich einweisen zu lassen, um schlimmeres zu verhindern und evtl. auch Kontakt zu deinen Behandlern haben darf.
Wie sagt man so schön bei Leuten, die sich zum Skifahren entschieden hat: Hals- und Beinbruch
Viele Grüße Heike
------------------ Signatur --------------------------
Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.06.11 15:42.