hallo lieber Zyklothym,
sehr richtig was du schreibst! besonders einprägsam fand - auch - ich die Passage:
"Anstatt darauf zu vertrauen, daß die Kreativität nur dadurch enthemmt wurde, aber tatsächlich auch weiterhin vorhanden ist. Daß es nur neuer Wege bedarf, sie freizusetzen. Es ist schwer, sich vom Rauschhaften der Manie zu verabschieden. "
Ich finde es gut, dass du mich dazu ermutigst, nochmals meine Entscheidung zu überdenken, ohne diese Ermutigung mit einer klaren Aufforderung ("Tu das auf keinen Fall") zu versehen. Danke!
Tatsächlich finde auch den Gedanken, dass man auch ohne manische Phasen aus einem "gesunden Kreativitätsfundus" schöpfen kann, wenn man das was einen hemmt zu lösen vermag, löst, spannend und bereichernd. Ich nehme die Medis ja schon seit fast 3 Jahren und bin dennoch immer wieder sehr produktiv und kreativ gewesen, ob dies nur in den hypomanischen phasen möglich gewesen ist, kann ich nicht sagen... ich vergleiche das wie den natürlichen rythmus des herzens. zusammenziehen, sich öffnen, kontraktion und dann wieder blut hinaus pumpen... in der depression einigeln, zurueck zu sich geschmissen werden, sich fragen stellen, sich verlieren, niedergeschlagen (worden) sein, ... in der (hypo)manie kommt es dann zu einem "in die antworten hineinleben", einem gefühl des ausgefüllt seins/ausgefüllt werdens - woher all diese energie kommt, die einen dann - oft so schlagartig durchströmt - weiß ich nicht .... darauf muss wohl jeder für sich selbst eine antwort finden!
Was ich sagen will: Ich sehe dieses abwechselnde Aufnehmen und Abgeben, wie man es auch bezeichnen könnte, als etwas sehr sehr spannendes und - für mein leben - bereicherndes "Etwas" an. Ich studiere im vierten Semester Soziale Arbeit, bin gut sozial eingebettet, schreibe nebenher, hab manchmal auftritte (versuche mich dabei nicht zu überlasten), mache regelmäßig sport, betreibe achtsamkeit, lerne gedichte auswendig um mich "von innen heraus" zu schützen (gedichte nahe am herzen tragen - nahrung für die seele sozusagen) etc. pp.
Ich hatte - wie bereits schon mal geschrieben (glaube ich) - "nur" eine schwere depression + eine (evtl. medikamenteninduzierte?) manie m. psychotischen elementen. seitdem bin ich seit zweieinhalb Jahren stabil. Ich habe heute einen Arzttermin und werde mit dem Arzt gem. alles genauer besprechen, dann wird man weiter sehen. Es ist bei mir nicht diese: "Ich werde Künstler alles andere engt ich total ein"-Attidtüde, sondern vielmehr eine gesunde Neugierde auf das, was (vielleicht) noch im Unbewussten schlummert und sich den Weg "ins Licht" bahnen möchte, beruhend auf einer Entscheidung, die sich (nicht spontan aus dem Bauch heraus, sondern) über Monate aus einem genauen Selbstbeobachtungsprozess (und einem "In-sich-hinein-horchen") heraus entwickelt hat!
Sicher, ich habe Angst vor dem was auf mich zukommt, und ich würde auch niemandem sagen "Setz deine Medis ab", sondern ich stehe zu meiner - von mir selbst (!) getroffenen - Entscheidung und nehme die Konsequenzen damit für mich selbst in Kauf, wie auch immer diese aussehen werden. Ich habe (ein paar wenige eingeweihte, gute) Freunde an meiner Seite, die mich in nächster Zeit mit"beobachten" werden und wenn sie etwas bemerken sollte, werde ich Rücksprache mit Ihnen halten - aber ihr wisst ja wie das ist - wenn man erst mal im Wahn "gefangen" ist bzw. dieser sich heimlich eingeschlichen hat, wird es oft schwierig, Realität und Wahn auseinander zu halten! Doch wie ich eben auch in einem Vierzeiler geschrieben habe:
Ich will nie in Schlafes Armen darben,
Will das volle Spektrum Farben haben,
Will den Himmel aus den Wolken schütteln,
und stets an meinen Grenzen rütteln!
Mich reizt es, meine "Grenzen" zu erfahren und in die Konfliktebenen hinabzutauchen, die noch nicht gelöst wurden!
Aber ich habe vollstes Verständnis dafür, dass jemand anderes - mit einer anderen Lebensgeschichte - und einer völlig anderen Persönlichkeit, einem völlig anderem Umfeld, etc. pp. mich für völlig ver-rückt erklärt und dieses Verhalten als unangemessen empfindet! Doch letztlich: wähle - ich - selbst!
Liebe Grüße, schön hier zu sein!
Simon Felix