Hallo,
in meiner Stadt arbeitet der Rat für beeinträchtigte Menschen (früher Behindertenrat - was damals mehr auf die körperliche Ebene abzielte) mit sozialpsychiatrischen Organisationen zusammen und durch die UN-Behindertenrechtskonvention ist ganz klar, dass körperlich, seelische und psychische Beeinträchtigung gleichwertig gesehen werden und zu verschiedenen Beeinträchtigungen in der
Teilhabe führen können.
Überall arbeiten Menschen daran, dass psychische Teilhabeeinschränkungen genauso anerkannt sind, wie die körperlichen Teilhabeeinschränkungen. Sie sind nicht weniger beeinträchtigend, als bei körperlichen Defiziten. Im Gegenteil. Körperlich Beeinträchtige, du nanntest Kleinwüchsige, können durchaus ihr Leben in gesellschaftlicher und beruflicher Teilhabe selbstbestimm leben. Manch einem Menschen mit psychischen Teilhabeeinschränkungen ist das nicht möglich und nicht, weil sie auf die Teilhabeeinschränkungen pochen und als "krank" angesehen oder anerkannt werden wollen, sondern, weil es durch die Phasen eben dazu kommt, dass sie alles verlieren können und nur schwer wieder Fuß fassen können.
Und viele, die Medikamente nehmen, haben oft eben nicht das Glück, dass diese so wirken, dass alle Probleme dann gelöst sind, es bedarf oft große eigene Anstrengungen nebst auch das nutzen von anderen Ressourcen, die die Teilhabe wieder ermöglichen.
Warum sollte man also nicht körperlich Beeinträchtigte und psychische Beeinträchtigte nicht nebeneinander stehen sehen und ihre Problematik als Ganzes erfassen und gemeinsam an Teilhabemöglichkeiten arbeiten? Weder ist ein körperlich und seelisch Beeinträchtigter etwas "Besonderes" und zur "Schau-Stellendes" noch ein psychisch beeinträchtigter Mensch. Alle beeinträchtigten Menschen habe mal mehr mal weniger mit Teilhabeeinschränkungen, sowie mit Stigmatisierungen und Vorurteilen (auch positive) zu kämpfen.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).