Re: Energie Management

15. 05. 2020 23:39
Hi Milla,

klingt interessant. Ich vermute mal, dass Du noch recht jung bist, wenn ich Deine Daten richtig überschlage. Ich versuche mich gleich mal einzuschmeicheln bzw. mit Zahlen konnte ich noch nie rechnen, meine Ausrede, wenn ich falsch liege. Es ist aus meiner Sicht von vielen Faktoren abhängig, wie gut die Belastbarkeit mit der Krankheit ist und sich vielleicht auch steigern lässt. Und hier zeigt sich für mich schon die Krux, denn meistens ist man sich nicht bewusst, welche Faktoren sind das eigentlich. Ich weiß nicht, wie weit eine Psychoedukation oder eine normale Informationsgabe im Zuge der Krankheit, die Lichtblick richtigerweise in ihren Beitragen mit anbringt und einfordert, über den Tellerrand gucken. Dies wäre zumindest der Anfang, welche Faktoren in der Krankheit beeinflussen mich? Was bedeutet die Krankheit für mich, gibt es Nebenkriegsschauplätze (z.B. Unruhe, Konzentrationsprobleme). Bei Medikamenteneinnahme, wie ist die Hauptwirkung und die Nebenwirkungen einzuordnen...Dann geht es für mich weiter, wie sind meine grundsätzlichen Voraussetzung, also meine Person und soziale Faktoren. Bei sozialen Faktoren spielt dann für mich die Rolle der Integration in meinem Umfeld, was sich differenzieren ließe, sowie anders Skills, wo stehe ich gerade beruflich. Ich denke sogar zum Schluss an die Infrastruktur, wo ich wohne...

Worauf will ich hinaus? Die Krankheit beherrscht einen und das Umfeld beeinflusst einen, um es mal wenig sachlich und trotzdem eindeutig zu formulieren. Ich weiß nicht, ob Du Deine Belastung halten oder vielleicht verbessern kannst, aber für mich gibt es viele kleine Stellschrauben, wo man schauen kann, was sie im Bezug auf die Belastung bewirken können, man muss nur beachten, dass sie teilweise oder vermehrt untereinander verzahnt sind.

Nach der abstrakten Einleitung versuche ich es noch mit einem Beispiel von mir, wie ich im Umfeld agiert habe, um voranzukommen. Du wirst Dich wundern, eigentlich kennst Du das alles, aber eher unbewusst nutzend. Wie bei dem Puffer, finde ich es immer wichtig, sich die Situation bewusst zu machen.

Ich habe beruflich mit Beginn der Krankheit alles verloren, wirklich alles, Teile meines Ersparten konnte ich retten und habe damit dann noch mal neu angefangen und studiert, 10 Jahre älter als der Rest war der erste Spaß...Jetzt wieder ernsthaft, ich habe das Studium genommen, nicht nur um zu studieren, sondern langsam meine Belastungsfähigkeit zu steigern. Ich habe letztendlich ein Studium als Hilfsinstrument genommen, um die kognitiven Fähigkeiten langsam zu steigern und mit den vielen unterschiedlichen EInflüssen vom Professor bis zum Mitstudenten zurechtzukommen. Damit stieg dann langsam auch wieder die Belastbarkeit. Später im Beruf habe ich die Kollegen als Hilfsinstrument genommen, um zu verstehen, wie anders ich im Zuge der Krankheit ticke, um bestimmte eingeschlichene Muster abzulegen. Hier habe ich nicht die Belastung gesteigert, aber Stresssituationen minimiert und somit für Entlastung gesorgt. Privat entledigte ich mich recht schnell irgendwelchen Störquellen und hielt somit an familiäre Bande und an (sogenannten) Freundschaften nicht allzu lange mehr fest, wenn sie über Gebühr belastend waren. Sport als Instrument ist bei mir eine wunderbare Kompensation, Stressabbau, so dass der Akku mehr aufgeladen werden kann.

Ich bin eher alleine unterwegs bzw. unterwegs gewesen, aber zum Beispiel kann eine intakte Familie positiv sein, weil man dann vielleicht die Möglichkeit hat, sich nach einer stärkeren Belastung fallen zu lassen. Auch die möglichen Gespräche können entlasten und so Kapazitäten für den Alltag freimachen. Ehrliches Feedback ist enorm wichtig. Es könnte zwar kurzfristig belastend sein, weswegen man schauen muss, wie schnell oder langsam man es umsetzt, aber langfristig kann es dazu führen, dass bildlich gesprochen, Umwege und Sackgassen vermieden werden können.

Es empfiehlt sich, zu Fragen, wie kann mir der Alltag in den Details helfen oder stehen einige Dinge sogar im Wege. Es ist wie so ein Ping-Pong-Spiel, wo dann auch mal Bälle daneben gehen. Sowas zu zerlegen, ist nicht leicht und braucht Geduld, aber vielleicht geht was?

Auf die Krankheitsseite bin ich nicht weiter eingegangen, aber da ging es mir immer nur darum, zu verstehen, wie macht sich die Krankheit auch im normalen Alltag bemerkbar, wo sollte ich meinen Arlam setzen, um eine Hypomanie abzuwehren, wie gehe ich mit Depressionen um und um mich auch an (noch vertretbare) Nebenwirkungen anpassen zu können. Letztendlich bedingen sich aber die ganzen Punkte.

Nicht von Beginn meiner Krankheit an, ich kapierte erstmal gar nichts, aber relativ schnell habe ich mich erst unbewusst und später immer bewusster mich für mich damit beschäftigt. Es ging mir dabei nie um die absolute Auflösung der Lage, dafür ist diese Krankheit mit ihren Auswirkungen zu komplex, aber um Muster/Modelle, die mir den Alltag einfacher machten. Ich habe mir zwischendurch immer viel skizziert, irgendwo schrieb ich auch, dass ich dabei sogar Kassenzettel nutze, wenn mir gerade etwas auffiel.

Ich habe diese Zeilen etwas übermüdet geschrieben, wenn Du Fragen hast, kannst Du mich hier oder auch mit einer PN anschreiben.

Viele Grüße, nebulos
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Energie Management

Milla 1744 13. 05. 2020 19:29

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nebulos 439 14. 05. 2020 20:38

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Milla 559 15. 05. 2020 12:49

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nebulos 358 15. 05. 2020 23:39

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dc 381 16. 05. 2020 09:26

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fluuu2 349 16. 05. 2020 11:08

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nebulos 374 16. 05. 2020 12:33

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nebulos 326 16. 05. 2020 11:10

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Milla 369 17. 05. 2020 09:05

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fluuu2 290 19. 05. 2020 10:28

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nebulos 307 24. 05. 2020 13:36

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fluuu2 484 27. 05. 2020 19:11



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