Hallo Natural Cocain,
ich weiß nicht genau, was du mit dem fließenden Übergang meinst. Wenn du damit meinst, dass man es selbst oft nicht mitbekommt, das man schon mitten in einer Phase ist, weil es sich für einen selber als "fließend" anfühlt, also kaum eine Abweichung spürbar ist, dann ist es nicht soweit hergeholt.
In der Depression gibt es heute noch Phase bei mir, wo ich erst merke, wenn ich schon mitten drinstecke, dass sich mein Denken, Empfinden und Verhalten geändert hat. Andere Außenstehende haben es oft schon sehr viel früher gemerkt.
Und Menschen in der Hypomanie, merken es auch vielleicht erst dann, wenn sich die Mitmenschen genervt oder beleidigt abwenden. Aber da das Selbstbewusstsein in der Hypo(Manie) zunächst sehr stark zu sein scheint, beziehen diese es evtl. nicht auf ihr hypomanisches Verhalten, sondern meinen, dass die Mitmenschen eben zu "blöd" sind.
Das ist ja die Krux dieser Störung und gerade auch für noch Unerfahrene, dass sie selbst ihre Verhaltens- und Denkänderung nicht mitbekommen, es für sich als Normal empfinden, bzw. Gründe dafür finden, warum sie gerade so Auftreten und ohne Punkt und Komma die Leute zuquatschen oder beleidigend werden.
Nochmal möchte ich auf mein erstes Posting in diesem Baum kommen. Letztlich ist die Frage "was ist normal" und "was ist nich mehr normal" müßig. Aber die Frage: "Lebe ich ein Leben, was mir im großen und ganzen eine Erfüllung gibt, wo mit ich zufrieden bin, wo mit ich mich weiterentwickeln kann und eine Zukunft habe?"
oder
"lebe ich ein Leben unter dem ich leide, weil mein Verhalten dafür sorgt, dass ich immer wieder von vorn anfangen kann, weil sich Menschen abwenden, weil ich meine Ausbildungen/Arbeitsstellen immer wieder abbrechen muss, weil die Depression mich immer wieder lähmt oder meine Impulsivität immer wieder zu Kündigungen führt, etc. pp.?"
Viele Grüße Heike
PS: Natürlich gibt es auch viele Menschen, die es gelernt haben, ihre Veränderung zu spüren und manchmal gibt es auch solche Menschen, für die fühlt sich das an, als ob es wie ein Schalter ist, der gerade umgelegt wird. Die bipolare Störung hat eben viele verschiedene Gesichter.
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.17 15:43.