Hallo Kinswoman,
ich habe meine Diagnose schon früh mit 17 bekommen und lebe schon fast
30 Jahre mit der Diagnose. So richtig begriffen was das bedeutet habe ich
aber erst viel später. Die Ärzte haben mir am Anfang nicht deutlich gemacht
was eine endogene Psychose ist und da ich nix kapiert hab hatte ich auch
keine Krankheitseinsicht.
Erst nach der ersten Manie als ich ein halbes Jahr in der Psychiatrie verschwunden
bin hab ich mich behandeln lassen.
Ich hab aber meine zunächst abgebrochene Schule fertig gemacht und auch
zwei Ausbildungen abgeschlossen. Die Medikamente hab ich lange Zeit
geschluckt und hatte eine gute Zeit.
Meine Krankheit ist so schwer dass die Diagnose früh klar war.
Trotz einiger Rückschläge hab ich aber bis jetzt meine Ziele im Wesentlichen
erreicht. Ich hab aber auch einige Brüche im Lebenslauf und wusste
mit Anfang Zwanzig als ich das zweite Mal nach einer schweren schizomanischen
Episode aus der Klinik entlassen worden bin noch gar nicht wie mein Leben
weiter gehen sollte.
Es ist nicht einfach mit jungen Jahren zu erkennen dass man an einer
sehr schweren Erkrankung leidet in einem Alter in dem das Leben von
Anderen erst anfängt und die sich was aufbauen während man selbst
in der Psychiatrie hängt und immer wieder Rückschläge verkraften muss.
Meine Eltern waren damals mit Allem überfordert und hilflos und konnten
mir nicht wirklich helfen. Aber ich habe damals dann meinen Mann
kennen gelernt der bis heute hinter mir steht.
Mit meinen Eltern habe ich heute ein gutes Verhältnis. Sie hatten es auch sehr
schwer mit mir.
Liebe Kinswoman ich finde es toll dass Du Dich so gut informierst und Deinen
Sohn so gut unterstützt. Klar dass die Situation trotzdem nicht einfach ist.
Ich glaube aber auch dass man trotzdem ein lebenswertes Leben führen kann.
Dein Sohn hat jetzt halt wieder Pech gehabt und keine richtige Unterstützung
seitens der ambulanten Ärztin. Ist mir auch schon passiert dass ich wegen
eines Ärztefehlers in eine sehr schwere Phase geschlittert bin.
Ich versuche damit meinen Frieden zu machen und nicht mehr zu hadern
und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Die ist jetzt wieder ganz gut.
Deinem Sohn drück ich die Daumen dass es ihm bald wieder besser geht.
Er hat eine tolle Mutter die sich für ihn einsetzt.
Lieber Gruß an Dich
Elsbeth