fahni schrieb:
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> Hallo kinswoman,
>
> Du glaubst, dass eine frühe Diagnose nicht ganz
> so wichtig oder besser ist? Warum? Weil es nichts
> an den Tatsachen ändert?
Ich habe geschrieben:
Ich glaube immer noch nicht so richtig daran, dass eine frühe Diagnose in der heutigen Zeit so wahnsinnig viel besser ist.
Ich halte das für überbewertet.
Was verstehst du daran nicht? Ich halte das durchaus für diskutierenswert. Nirgends habe ich von nicht wichtig oder nicht besser geschrieben, sondern überbewertet.
Überzeug(t) mich vom Gegenteil. Beweise? Studien? Lebensläufe früh diagnostizierter.
Inklusion? Nachsorge? Wo?
> Aber wie ich aus Deiner Schilderung entnehmen
> kann, "funktioniert" Dein Sohn nicht so gut im
> Erreichen der beruflichen Dinge trotz
> Diagnosestellung. Andere Parameter scheinen nicht
> so wichtig?
Ja nee, du machst es dir gerne einfach, oder?
Ich definiere mich als Frau natürlich ausschließlich über den Erfolg und die Funktionalität meiner Kinder.
Was auch sonst? Andere Parameter? Ach komm, ist doch auch toll so ein Leben auf Harz 4 Niveau gleich ab Anfang 20. Da bleiben kaum noch Wünsche offen. Kann man noch mehr erwarten vom Leben? Freunde, Kultur, Reisen, Partnerschaften,
Hobbys, Restaurantbesuche, Kino, Bücher? Total überbewertet.
Frühe Diagnose, großes Glück? Nö.
> Ich finde es immens wichtig für Deinen Sohn,
> frühzeitig zu wissen, was er hat, um sich
> überhaupt zu verstehen...
Ja er kann darüber wirklich wahnsinnig glücklich sein;-)
Er war schon zweimal sooo wahnsinnig glücklich, dass sie ihn sofort richtig diagnostiziert und ganz lange
behalten haben. Es gibt Ausprägungen der BS, da ist die richtige Diagnosestellung das kleinste Problem.
Natürlich ist es wichtig zu wissen was er hat, das macht es aber noch nicht automatisch leicht und auch noch lange nicht zum "Glück"
> Kann aber auch sein, dass ich Dich jetzt
> missverstehe.
Du liest nicht genau. Das ist das Problem. Ich bin immer noch der Ansicht, dass der positive Effekt den eine frühe Diagnose auf den Verlauf einer bipolaren Störung, ein bipolares Leben hat, nicht so groß ist wie vielfach angenommen wird.
Gut wenn das Kind einen Namen hat, sicher, aber eine Gewähr für einen weniger schweren Weg ist das dadurch nicht. Und daran kann auch "
eine liebevolle Mutter, die sich um das kranke Kind kümmert und sich sorgt nicht arg viel ändern. Halte ich auch für überbewertet.
> LG Fahni
PS @all: Ich lese hier seit bald vier Jahren mit. Kenne inzwischen einige total verschiedene bipolare Lebensläufe.
Und ich ich lese und höre von Dingen wie z.B. langjährigen Beziehungen, erfolgreichen, wenn auch vlt frühzeitig beendeten, beruflichen Laufbahnen, erfüllten gelebten Leben. Kinder, Paare, Ehen, Freundschaften, Berufe und Berufungen.
Das habt ihr alle mehr oder weniger geschafft, unter erschwerten Bedingungen, mit, aber wohl öfter ohne frühe Diagnose.
Wisst ihr das zu schätzen?
Darf man sich, angesichts des Haifischbeckens das der Arbeitsmarkt, der Wohnungsmarkt und unser ungerechter
"Sozial"staat heute darstellen, nicht fragen, ob euch das alles was euch eben gelungen ist,
trotz oder manchmal auch
wegen der fehlenden Diagnose gelungen ist?
Was haben sie denn wirklich unterm Strich heute davon frühzeitig behandelt zu werden?
Also jetzt außer dass die "Alten" , wenn sie nicht gleich durchgehend lückenlos 60 Jahre brav ihre Medis schlucken und sofort krankheitseinsichtig sind, mit dem Finger auf sie zeigen und sie sich sagen lassen müssen wie "glücklich" sie sich schätzen können, aufgeklärt durchs Leben zu gehen?
Diese Erkrankung ist und bleibt, bei aller Information, bei all dem verfügbaren(diffusen)Wissen für jeden der mit ihr leben muss, eine ganz große Bürde.
grübelnde Grüße
kinswoman
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach