Hallo Flintstone,
aufgrund deiner Anregung mir selbst ein Bild zu machen, habe ich nun einige Bäume ansatzweise gelesen, in denen du mitgewirkt hattest, sowohl aus der Vergangenheit, wie auch aus der aktuellen Gegenwart.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass sich bestätigt, was ich im ersten Posting geschrieben habe, dass einige Antworten, heißer gegessen wurden, als tatsächlich von denen gekocht wurde.
Zunächst einmal zu der Frage, aus welcher Perspektive hier jemand schreibst: Stell Dir vor, du bist schon seit über 2 Jahren in einem Eltern-Kind-Forum und dort werden viele Probleme besprochen oder einfach ausgetauscht. Dann kommt jemand neues ins Forum, hat zu den Themen gleich eine Meinung, bzw. stellt einiges in Frage. Würdest du dann als Elternteil nicht auch wissen wollen, aus welcher Perspektive sich da jemand einbringt?
Ist das jemand mit eigenen Elternerfahrungen oder jemand ohne. Nicht das Menschen ohne eigene Erfahrungen nicht mitschreiben dürften und eine eigene Meinung haben dürfte, aber du wirst sicherlich als Mutter diese anders gewichten. Jemand, der nicht weiß, wie es ist mit zwei kleinen Kindern den Alltag 24/7 zu wuppen, wird einfach anders wahrgenommen, als jemand der es aus eigener Erfahrung weiß.
Das bedeutet nicht, dass in diesem Forum Angehörige nicht wissen, wie schwer es ist mit der bipolaren Störung einen Umgang zu finden. Im Gegenteil, sind Angehörige von den Auswirkungen oftmals direkt betroffen und viele kämpfen gemeinsam mit ihren betroffenen Angehörigen um Stabilität und ein Leben mit möglichst viel Lebensqualität.
Ich las auch nur einige wenige Beiträge skeptischer Art, die meisten anderen Beiträge, die ich las, waren in meinen Augen neutral und hatten versucht z.B. die möglichen Auswirkungen der Depression zu erklären, bzw. zu was jemand fähig ist oder nicht.
Beide Seiten, dein Infragestellen, wie auch die Seite der Anderen, die Versuche, dir zu erklären, dass es durchaus Verhaltensweisen in der Depression gibt, die nicht der Logik folgen, sind für mich verständlich und legitim. In dem besagten Baum fand ich nicht, dass es darum ging, einer Seite recht zu geben, sondern auszuhalten dass es da keine eindeutige Position gibt. Es ist verständlich, dass Betroffene um ihre persönliche "Deutungshoheit" in der Frage, was geht in einer Depression und was nicht kämpfen, auch deshalb, weil in der Vergangenheit viele glaubten die Deutungshoheit zu haben "Zu faul", "Man muss nur den A... zusammenkneifen" etc.
Wenn Dir ein kinderloser Singel sagen würde, dass du als Mutter nicht so auf die Mitleidstour machen solltest, mit 2 kleinen Kindern, weil andere schaffen das ja auch, wäre das für dich sicherlich auch anders zu bewerten oder?
Also mein Fazit, ich persönlich sehe dich hier nicht angefeindet oder angegriffen, wohl aber in Frage gestellt, nicht aber wegen der Corona-Meinung, sondern wegen deiner Infragestellung mancher Meinungen, was auch okay ist. Wenn man hier schreibt, prallen Meinungen auf Meinungen und ich kann mir vorstellen, dass du als Mutter zweier kleiner Kinder, mit einem betroffenen Angehörigen ganz schön gefordert bist und deshalb die Emotionalität oben auf liegt, was verständlich ist.
Mach ruhig eine Pause, nicht, weil du hier nicht schreiben sollst, sondern um selbst Abstand zu gewinnen. Manches wird nicht so heiß gekocht, wie man es manchmal isst. Übrigens, ist vielen von uns hier im Forum auch schon passiert.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).