Guten Abend Lisa,
Du bist der erste Mensch, der mich fragt, was mich in der Corona-Krise vor allem belastet.
Dafür danke ich Dir!
Die psychische Belastung ist für mich derzeit größer als ich es je erlebt habe.
Ich bin bevormundet und kleingehalten aufgewachsen. Das hat bis ins Erwachsenenalter Spuren hinterlassen.
Die 4 Jahre in der Psychiatrie - gefühlt ebenfalls bevormundet und kleingehalten - sind emotional noch nicht vergessen.
... und nun die von aussen angeordneten Verfügungen, an die ich gezwungen bin, mich zu halten.
Das macht etwas mit mir, was ich niemandem vermitteln kann.
Ich habe gerade einen Bericht darüber gelesen, was Corona mit der Seele macht.
Das zu wissen, läßt mich nun nicht mehr so sehr an mir zweifeln.
Seit März bin ich - als altersmäßig besonders gefährdete Person - in meiner Wohnung, in der ich mich seit Jahren nicht zu Hause fühle. Seit 2 Jahren benutze ich wegen der Ratten die Terrasse nicht mehr. Um keinen Lagerkoller zu bekommen,
habe ich mich nun über meine Angst und meinen Ekel hinweggesetzt, und bin mit meinem Hund bei gutem Wetter rausgegangen.
Meine ehrenamtliche Arbeit im Krankenhaus musste ich vorübergehend aufgeben.
Mein "Anker" war ein kleines Lokal in der Innenstadt - geschlossen.
Ich bin also weitestgehend isoliert und habe derzeit keine ärztliche Begleitung, der ich vertraue.
Um mich herum sind nur Nachbarn, deren einziges Problem es ist, nicht in einem Lokal frühstücken zu können.
Oder, denen langweilig ist oder die kein Geld haben, weil sie nicht arbeiten dürfen.
Ich fühle mich in dieser Gemeinschaft - die keine ist - wie ein Fremdkörper.
Deshalb suche ich ja auch schon länger nach einer anderen Wohnung.
Mein Urlaubsort ist seit nunmehr 4 Jahren mein Zufluchtsort, der einzige Platz wo ich mich geborgen und verstanden fühle.
80 km von meinem Wohnort entfernt komme ich "endlich nach Hause". Ich miete mich in ein kleines Häuschen eines Ev. Feriendorfes direkt am Strand ein.Wenn mein Hund und ich ankommen, gibt es jedes Mal ein herzliches Wiedersehen.
... und das Wichtigste, das Häuschen ist für mich bezahlbar.
Dort Urlaub zu machen, ist sicher nicht jedermanns Sache.
Für mich ist es die Erfüllung eines Traums.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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3-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.05.20 19:44.