Hallo KleineMaus,
das Leiden als Prüfung? Ich bin kein Theologe, aber das Buch Hiob ist meines Wissens eine Parabel und keine ernstgemeinte Erklärung für das Leiden. Denn was wäre das für ein Gott, der zulässt, dass einem Menschen alles genommen wird, was er liebt, nur um seine Standfestigkeit zu überprüfen?
Ich bin selbst Christ, aber meiner Meinung nach wird in der christlichen Lehre schnell vom Leiden Christi, das einem bestimmten Plan folgt und demgemäß sinnvoll ist, auf den Sinn des Leides an sich geschlossen. Was meiner Meinung nach absoluter Schwachsinn ist, aber
nachvollziehbar. Denn es erleichtert einem ja die Auseinandersetzung mit dem Theodizeeproblem jedenfalls insoweit, als dass es die Frage nach dem Wesen Gottes erleichtert, denn wenn das Leid stets oder meistens Sinn hat, dann wird der Gott der Bibel, der aus der Sicht der Bibel im Gegensatz zum Satan als etwas Ordnung stiftendes erscheint, es in jedem Fall schon fast zulassen müssen.
Wenn es aber nicht so ist, dann könnte man dreisterweise auf die Idee kommen zu fragen, warum er es manchmal trotzdem zulässt und das wirft dann die Folgeproblematik auf, wie das bloß mit dem die Menschen liebenden Gott zu vereinbaren ist. Ich kenn schon die Stelle aus dem 1. Johannesbrief ("es ist nichts Dunkles an ihm...") und ich bin und bleibe gläubig, aber auf vorschnelle Erklärungen für das Leiden reagiere ich gerne etwas allergisch.
Denn meistens hat es doch einfach mit Ursache und Wirkung zu tun, Stellen aus dem Alten Testament weisen auch in diese Richtung.
In meinem kleinen, verkorksten Leben war es einfach so, dass meine Eltern, abgesehen von den physischen Grundvoraussetzungen, nicht in der Lage waren, Kinder zu bekommen und auch nur annährend normal aufzuziehen, es aber trotzdem getan haben, in zweierlei Hinsicht.
Du hast, was die Sache mit Deinem Vater betrifft, vermutlich so Einiges erlebt und Deine Sicht beweisst natürlich eine gewisse Reife, die die meisten in Deinem Alter wahrscheinlich nicht haben. Jedenfalls wünsche ich Dir für Dein persönliches Glaubensleben, dass Du nie an den Punkt kommst wie ich langsam, fürchte ich, wo es Dir egal wird, danach zu fragen, wie Gott eigentlich ist.
Grüsse,
DStefan