zuma schrieb:
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> Hallo Friday,
> mein Vater wollte verbrannt und anonym beerdigt
> werden, so das es keine Trauerfeier oder
> Beerdigung gab. Ein Bruder von ihm fand das doof,
> aber meine Geschwister und ich waren uns einig,
> das wir seinem Wunsch nachkommen und uns nicht
> durch andere Verwandte davon abhalten lassen.
> Machte natürlich auch einiges stressfreier und
> wurde komplett über ein Beerdigungsinstitut
> erledigt.
meine Mutter wollte das genauso. Bei der Einäscherung sind wir nicht im Krematorium dabei. Aber bei der Beerdigung, wo die Urne eingelassen wird, werden wir dabei sein. Mein Vater will sich unbedingt die Stelle merken und nimmt einen Zollstock mit (da kannste nur noch (liebevoll) mit den Augen rollen und ihn machen lassen ;-)) Ich sehe ihn schon den Friedhof vermessen. Da kannste nur noch 50 Meter Abstand halten unter dem Motto "ich gehör nicht zu ihm" ;-D) Mein Alter is schon ne Hausnummer für sich ;-)
> Der Papierkram ist da schon deutlich aufwendiger
> (zumal es keinerlei Vollmachten gab, nur ein
> Testament). Nachdem ich erstmal bei der Bank
> Zugriff aufs Konto bekam (eingeschränkt, da
> Nachlasskonto), konnte ich zumindest die
> wichtigsten Dinge bezahlen und regeln. Der viel
> nervigere Aufwand besteht bei den Versicherungen
> und anderen Dienstleistern (Strom/Gas/Tel,
> Bausparkasse, usw). Neben Sterbeurkunde wollen die
> z. Teil echt viel an Nachweisen, kurz mal ne Email
> is nicht, vieles muss tatsächlich per Post
> erfolgen. So nach und nach trudelt dann auch noch
> nach Wochen hier und da was ein, ich rechne nicht
> damit, das schon alles komplett erledigt ist.
> Dazu kommt noch, das er eine Eigentumswohnung
> hatte, die nun wohl verkauft werden soll. Dazu
> muss aber erstmal die Wohnung "entrümpelt"
> werden, was natürlich bei 300km Entfernung auch
> nicht "mal eben" gemacht ist.
Glücklicherweise gibt es bei uns notarielle Vollmachten auch über den Tod hinaus. So gelang es uns, dass das Bankkonto auf meinen Vater umgeschrieben werden konnte ohne Zugriffsbeschränkungen. Es ist ja bei dir nochmal was Anderes als hier, weil dein Vater keine Ehefrau hinterlässt. Mit Wohnungsauflösung und Abmeldungen habe ich nichts zu tun, dafür mit Umschreibungen auf meinen Vater, falls das nicht bereits geschehen war und dem Renten- und Pensionskram (meine Mutter erhielt beides). Wohn-, Firmen- und Grundstückseigentum gab es nicht bzw. nicht mehr.
Ja, die Entfernung zu deinem Vater, alles aufzuösen und den Verkauf stelle ich mir auch anstrengend vor.
> Neben dem "administrativen" Dingen eines
> Sterbefalls kommt aber ja auch eine "Welle der
> Vergangenheit" auf einen zu, das war bei mir schon
> sowas wie eine "Sturmflut", aber gsd bislang kein
> Tsunami. Es hat halt viele Ebenen, wenn ein
> Angehöriger geht.
Ja, das geht mir ähnlich. neben einer einzelnen verzweifelten Sturmflut, weil ich nur noch an die vielen Katastrophen der letzten mehr als 10 Jahre denken konnte, bewegen sich meine Emotionen bislang in eine melancholische Richtung. Tsunami gab es bis jetzt auch nicht.
> Überraschenderweise hat mich der ganze Trubel
> nicht aus der Bahn geworfen, nur ein wenig eiern
> lassen. Ich hoffe, das es auch bei dir nicht zu
> all zu großen Ausschlägen kommt. So ein bisschen
> ist ja normal, hoffentlich halten auch deine
> "Deiche".
Ja, mich hat das Ganze auch nicht aus der Bahn geworfen bisher. Ich denke auch, dass da jeder ein wenig ins Eiern kommt bei den ganzen Emotionen und dem, was zu erledigen ist. Wenn ich letztendlich sagen kann "ich bin da ganz gut durchgeschlingert (du nennst es eiern)", dann bin ich zufrieden.
Ich bin trotzdem ein wenig auf der Hut vor dem Zeitpunkt, wenn alles erledigt ist. Nicht, dass man da noch zusammenklappt. Ich gönne mir Ruhetage.
> Ich hab auch noch den Hintergedanken an das Thema
> "in Liebe gehen lassen", das wir vor einiger Zeit
> ja schon mal angesprochen hatten. Wenn etwas mehr
> Ruhe bei dir, mir und allen Interessierten
> eingekehrt ist, würde ich da gerne noch mal drauf
> zurück kommen.
Ja, das ist sicherlich nochmal ein interessantes Thema. Es erst aufzugreifen, wenn mehr Ruhe eingekehrt ist, ist eine gute Idee und Strategie. Im "in Liebe gehen lassen" bin ich schon geübt. Diese vielen kleinen und großen Abschiede von einem Menschen mit Alzheimer-Erkrankung und nun diese Endgültigkeit.
> Wünsche dir viel Kraft und du wirst das schon
> schaukeln, bist ja auch ne toughe ;)
Ja, das wünsche ich dir auch. Schön, dass wir uns beim Schaukeln nicht überschlagen haben. Ich habe gerade das Bild der Schaukel im Garten meiner Großeltern vor mir. Und darunter war kein Sand sondern Steinplatten oder zubetoniert. Genau weiß ich das nicht mehr.
Wir eiern und schlingern da ganz gut durch ;-).
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.