Vielen Dank, liebe soulvision, für deine ausführliche Antwort und das Teilen deiner Erfahrungen!
Dein Satz, dass du dich auch dank deines Feintunings in Bezug aufs Lithium wieder mehr im Leben fühlst, beschreibt sehr präzise die Richtung, in die ich gehen will.
Auch wenn dieser Weg zuweilen über Steine und schwer passierbares Geröll führt, an Steilhängen entlang, so halte ich ihn doch - wie du - für ausgesprochen lohnenswert.
Und dies nicht nur wegen der faszinierenden Ausblicke an den Steilhängen, obwohl auch diese einen soghaften Schwindel entfalten können.
Worum es mir in dunklen wie in hellen Zeiten geht, ist einen emotionalen Zugang zu mir wie auch zur Welt - zu Menschen, Farben, Dingen und Natur - zu haben und (be-)halten zu können. Denn geht mir dieser verloren, wird es ziemlich dunkel.
Deshalb kann ich dies Gefühl, wie unter einer sicheren abschirmenden Decke zu leben, wie du es nennst " unterm Strich eingestellt zu sein" sehr schwer aushalten.
Zumindest nicht dauerhaft.
Ganz gewiss braucht ein solches Feintuning viel Mitwirkung und Motivation vom Patienten, dazu einen Arzt der hierfür offen ist.
Meine Psychiaterin drückte dies vor einigen Wochen so aus, dass ich in ihren Augen gelernt habe, selber einzuschätzen, wie dick der schützende Mantel jeweils sein solle.
Mal reiche ein leichter Frühlingsmantel, mal sei ein Daunenmantel nötig.
Mich hat es sehr gefreut, dass sie es so sieht, dass ich die "Wetterlage" wie auch die dazugehörigen Vorzeichen einzuschätzen vermag.
Das ist dann natürlich auch nicht in Stein gemeißelt. Es mag Zeiten geben, wo das eigene Urteil weniger zuverlässig ist und der Blick von außen unabdingbar.
Wobei ich schon denke, dass auch hier "Übung den Meister macht".
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Was du über dein Mutter sein schreibst, kann ich sehr nachvollziehen.
Ein Kind zu haben, hat für mich in gewisser Weise die Vorzeichen meines Lebens noch einmal neu aufgestellt.
Das muss sehr schwierig gewesen sein mit einem so kleinen Kind und solch langen und auch schweren depressiven Phasen. Wie gut, dass du deine Mutter an deiner Seite hattest.
Deine Gedanken sind mit sehr hilfreich.
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Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends