Das ist lieb von dir und das hoffe ich auch.
Zumindest aus einem vielleicht etwas "schwarz" eingefärbten Betrachtungswinkel hat die Bipolarität etwas von einem Damoklesschwert.
Auch im hellsten Sonnenschein sitzend weiß man, dass es da irgendwo über einem schwebt.
Wirkliche Sicherheit gibt es da nicht
Gibt es aber natürlich auch ohne diese Krankheit nicht.
Mittlerweile denke ich, das beste was man tun und lernen kann, ist die Wolken weg zu schieben, bevor sich der Himmel zu sehr verdunkelt.
Oder wenn dies nicht gelingen mag, sich einen guten Schirm zu suchen, um - allein oder vielleicht sogar mit anderen - abzuwarten, bis das Unwetter vorüber ist.
Zwanzig Jahre sind dann allerdings eine extrem lange Wartezeit, die im Grunde doch bezeugt, dass neben deinem Todeswunsch auch ein Lebenswille steht(?).
Vielleicht ist die Angst vor Tod und Schmerzen ja doch eine sehr verschlüsselte Form davon, leben zu wollen.
Als Motivation, um am Leben bleiben zu wollen, mag das sehr wenig erscheinen.
Andererseits bist du ja trotz dieses von dir beschriebenen sehr steinigen Weges noch immer auf dieser Welt.
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Ich kenne das von mir übrigens sehr gut, dass ich immer wieder die Bedeutung meiner Gedanken und Empfindungen in Frage stelle.
Wenn dies zusätzlich auch noch von außen geschieht - im medizinischen Rahmen oder auch sonst im Leben - fühlt es sich an, als wenn mir alle Fundamente wegbrechen.
Das braucht eine unglaubliche Energie und Zähigkeit, diese Bruchstücke dann immer wieder neu zusammen zu setzen.
Hat man dies dann irgendwie geschafft, ist der Himmel über einem dann ja nicht automatisch hell, sondern bleibt unter Umständen - wie es FLYHIGH beschrieb - für Jahre subdepressiv, von einem grauen Einerlei.
Ich staune immer wieder neu darüber, wie es gelingen kann, dann trotzdem eine - vielleicht etwas versteckte - Hoffnung zu behalten, die einen überleben lässt.
Manchmal habe ich hier im Forum lesend sogar die beneidet, die mit Ultra Rapid Cycling zu tun haben:
Weil dann wenigstens eine Abwechslung zwischen Hell & Dunkel gegeben ist...
Jedenfalls wünsche ich dir, dass du vom Überleben wieder ins Leben findest. Dass du vom Lithium oder auch von anderer Seite zeitnah Hilfe bekommst.
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Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends