Hallo Faber,
die Kunst wäre, zu versuchen, jeden Tag etwas zu tun, wozu ich keine Lust habe. Es ist faszinierend, wie lehrreich diese "Übung" ist... Klar, es gelingt nicht immer.
Wenn ich mich frage, wozu oder worauf ich Lust habe, kommt keine Antwort. Wenn ich mir sage, ich mach das jetzt, obwohl ich keine Lust darauf habe, hat das eine erstaunlich positive Wirkung auf meinen mentalen Zustand. Denn woher weiß ich worauf ich Lust habe, wenn ich gar nicht damit anfange? Die Freude kommt erst mit dem Tun, alles sehr mühsam. Wenn es das Falsche war, probiere ich was Neues.
Mein Vater (Altphilologe) schrieb mir vor 40 Jahren einen langen Text in mein Stammbuch, als ich kurz vor der Matura von zu Hause ausgezogen bin, ich hab nur Bahnhof verstanden:
"....Laster kannst du dir ohne Bemüh´n in Menge erwerben, kurz ist der Weg dorthin und nahe dir wohnen sie immer. Doch vor die Tugend setzten den Schweiß die unsterblichen Götter..."
(Hesiod, Werke und Tage; 750 v. Chr.)
Er wusste, warum er das schrieb. Ich war damals schon auf einem ziemlich schrägen Weg...
Heute weiß ich, auch meine Faulheit ist ein Laster, meine Strukturlosigkeit. Jeden Tag eine Herausforderung.