Hallo S.,

dann lass mich etwas weiter ausholen, auch wenn das vielleicht nichts mit Bipolarität zu tun hat.

Meine Jugendjahre waren in den 70ern. Die Welt war im Aufbruch alte Zöpfe abzuschneiden. Wir glaubten an mehr soziale Gerechtigkeit, sexuelle Befreiung, technischen Fortschritt in allen Bereichen, die Vision von globalen Frieden und auch einen anständigen persönlichen Lebensstandard, um nur einiges zu nennen. Einiges ist tatsächlich passiert, vieles Elementares jedoch nicht. Aber wir hatten damals eine Vision.

Schlagen wir die Brücke zu jetzt: Die Müllberge wachsen trotz zahlloser Verordnungen - wir exportieren, die globale Erwärmungskurve steigt trotz ständiger Klimakonferenzen immer steiler, gewählte Vollpfosten wie Bolsonaro verbrennen tausende von Quadratkilometer Regenwald, Kriege und Terror toben an unzähligen Ecken der Welt, Millionen sind auf der Flucht und der Reichtum in Deutschland war noch nie so ungerecht verteilt wie heute.

Kommen wir zu den vertrockneten Bäumen: Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich auf einen Mischwald mit ca. 100-jährigen Bäumen. In diesem Wäldchen sind im letzten Jahr ca. ein Dutzend Bäume einfach braun geworden und vertrocknet. der Klimawandel ist vor meiner Haustür angekommen. Er ist sichtbar, ich habe keine Ahnung, wie schnell das weitergeht und ich vor allem ich kann nichts tun, was hier kurzfristig entgegenwirken könnte.

Vielleicht sehe ich auch all das durch eine zu pessimistische Brille, aber ich empfinde alle politischen Bemühungen heute eher so entgegenzusteuern, dass es nicht ganz so schlimm wird, als noch positive Ziele zu beschreiben und anzusteuern.

Corona ist noch das Sahnehäubchen auf all das, mit überforderten teilweise korrupten Politikern und dieser dumpfen Angst von etas schwer Greifbaren überrollt zu werden.

Sorry, dass es etwas länger wurde.

Gruß Faber