Hallo Turicum,
einiges, was du beschreibst, erlebe ich ähnlich.
Die sich ständig ändernden Maßnahmen zur Eindämmung von Covid19 belasten mich psychisch sehr.
Mein Wach-Schlafrhytmus ist dadurch empfindlich beeinträchtigt.
Ob das - wie du schreibst - 'ganze Szenario' übertrieben ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Dass die Menschen im großen und ganzen sehr angespannt sind, empfinde ich auch.
Manchmal reicht eine Kleinigkeit und es kommt zu einer unangemessen aggressiven Reaktion.
Ich selbst nehme mich dabei nicht aus.
Was die Bipolare Störung betrifft, so kenne ich das, was Du erlebst aus früheren Jahren.
Nach der Manie selbstbewußter zurück im Leben, gibt es nicht selten Gegenwind.
Ich vermute mal aus Sorge, "es könnte wieder losgehen".
Dass Dich das verunsichert und Du Dir letztendlich dann selbst nicht über den Weg traust, kann ich gut verstehen.
Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mir nach meinen diversen psychotischen Manien, selbst wieder vertrauen konnte.
Geschafft habe ich das durch Unterstützung und Bestätigung des mich begleitenden Psychiaters.
Du schreibst, dass Dich die sich ständig ändernden Maßnahmen an die Klinikzeit erinnern, in der andere über dich und deine
Freiheit bestimmten. Da bringst Du mich auf eine Idee.
Vielleicht geht es mir deshalb zunehmend schlechter. Ich war vor 18 Jahren für lange Zeit in der Klinik und habe mich dort eingeklemmt, bewegungsunfähig und bevormundet gefühlt.
Meine Ärztin meinte zuletzt, ich müsse unbedingt wieder die Kontrolle über mein Leben bekommen, soviel wie derzeit möglich selbst bestimmen. Das mache ich seither, auch wenn ich aufgrund meines Alters zur "gefährdeten Spezies" gehöre. Oft und
über einen längeren Zeitraum gehört, dass "die alten Menschen unbedingt beschützt werden müssen", bin ich vielleicht gefühlsmäßig in ein anderes Alter gerutscht. Dem werde ich mal nachgehen.
Dass am Ende die insgesamt entstandenen psychischen Schäden heute noch gar nicht einschätzbar sind, befürchte ich auch.
Laß' Dich nicht verunsichern.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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3-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.12.20 11:04.